Berlin - Für Walter Oberhänsli, CEO des DocMorris-Mutterkonzerns Zur Rose, ist die Corona-Krise ein „Katalysator“ für den Versandhandel. Im Interview mit „Finanz und Wirtschaft“ erklärt er, welche positiven Effekte die Situation für seine Gruppe gebracht hat.
„Die Coronakrise wirkt als Katalysator, auch wenn es noch nicht greifbar ist“, so Oberhänsli im Interview. Ende März habe man etwa 10 Prozent Neukunden gewonnen im Vergleich zu Ende 2019. „Unsere langjährige Erfahrung zeigt, dass Neukunden in aller Regel bei uns bleiben.“ Ein weiteres Beispiel sei die gewonnene Dynamik bei der Einführung des E-Rezepts: „Wir hätten uns nicht träumen lassen, dass der deutsche Gesetzgeber das E-Rezept mit einer solchen Geschwindigkeit auf den 1. Januar 2022 einführt, und erst noch verpflichtend.“
In der Corona-Krise kam Zur Rose zugute, dass nach den Zukäufen der vergangenen Jahre die Struktur nach wie vor dezentral ist: „Die noch vielen Standorte haben sich in der Krise als Vorteil entpuppt, weil wir flexibler auf die Nachfrage reagieren konnten. Wir klären derzeit ab, ob künftig ein einziger Logistikstandort wirklich ausreicht.“
Coronabedingt habe sich auch die Preisaggressivität etwas beruhigt. Die Marktteilnehmer hätten außerdem eingesehen, dass die Zukunft vor allem im Rezeptgeschäft liege, so Oberhänsli. Auf die vor Monaten kolportierten Fusionspläne mit dem Konkurrenten Shop-Apotheke angesprochen, sagte er: „Für die Konsumenten ist eine Konkurrenzsituation sicher attraktiver. Betriebswirtschaftlich gesehen würde ein Zusammenschluss viele Synergien freilegen. Die industrielle Logik wäre vorhanden, gerade mit Blick auf das kommende E-Rezept-Geschäft in Deutschland. Aber eine Fusion würde extrem viele Kräfte binden, und im Moment hat jeder genug zu tun.“
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