Noventi, Wort & Bild und Ursapharm-Familie

Drogerie statt Apotheke: Dermanostic-Terminals bei dm

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Berlin -

Der Telemedizinanbieter Dermanostic kooperiert mit dm: In fünf Märkten stehen Terminals, an denen Kundinnen und Kunden ihre Haut scannen und von einer Künstlichen Intelligenz (KI) analysieren lassen können. Während die Drogeriekette so weiter in den Gesundheitsmarkt drängt, stößt das Angebot in Apotheken auf Kritik. Auch für die jüngst hinzugekommenen Investoren könnte der Schritt heikel sein.

Dermanostic-Terminal bei dm
Ziel ist es, passende Produkte zu verkaufen.Foto: APOTHEKE ADHOC

Die Drogeriekette dm bewirbt die KI-gestützte Hautanalyse von Dermanostic. Sie bestimme Hauttyp und -zustand in Echtzeit – „und zeigt Dir auch gleich, wie Du Deine Hautpflege mit Produkten von Balea, Balea med und Sundance optimieren kannst – ganz individuell, ganz einfach“. In Münster, Karlsruhe, Düsseldorf, Berlin und Braunschweig gibt es entsprechende Aufsteller.

Analyse für kosmetische Anwendungen

Die Haut wird mittels Kamera analysiert und das Ergebnis per E-Mail verschickt. Diese Anwendung wurde laut dm von Dermanostic gemeinsam mit Dermatologinnen und Dermatologen entwickelt. Die Hautanalyse sei nur für kosmetische Anwendungen bestimmt und habe keine medizinische Aussagekraft. Die Anwendung ist kostenfrei.

Sollte eine hautärztliche Beratung gewünscht werden, sollten sich Kundinnen und Kunden an eine Hautarztpraxis oder Dermanostic selbst wenden, so dm.

Dass Dermanostic mit der Drogeriekette kooperiert, kommt für manche Apothekerinnen und Apotheker überraschend. „Warum habt ihr nicht mal bei uns Apotheken nachgefragt“, fragt sich etwa Susanne Bormann. „Ich empfehle oft unseren Patienten, die keine Hautarzttermine bekommen oder erst in ein paar Monaten haben, eure App.“ Und jetzt werde die Konkurrenz gestärkt. Sie verstehe den Gedanken, „aber die passende Kompetenz dazu hätte es wohl in den Apotheken vor Ort gegeben“.

Tatsächlich war vor drei Jahren noch eine groß angelegte Kooperation mit Apotheken gestartet. Die Partnerapotheken erklärten die App, im Gegenzug wurden diese in der Vorauswahl der Rezeptzustellung gelistet. Mitgründerin Dr. Alice Martin sprach von einer Beziehung à la Romeo und Julia. Vor einem Jahr untersagte das Landgericht Düsseldorf (LG) diese Kooperation aber als Verstoß gegen das Zuweisungsverbot. Auch um die Zertifizierung wurde später vor Gericht gestritten.

Das Gründungsteam setzte zunächst auf Partnerapotheken: Patrick Lang, Dr. Estefanía Lang, Dr. Alice Martin und Dr. Ole Martin (von links).Foto: Dermanostic

Spannend ist der Schritt in die Drogerie auch deshalb, weil mehrere Investoren von Dermanostic aus dem Apothekenumfeld kommen. Beiersdorf (Eucerin, Nivea) ist seit Jahren dabei, unter den kürzlich hinzugekommenen Investoren ist der Digital Health Fund (DHV), an dem neben Holtzbrinck auch Noventi, der Wort & Bild Verlag sowie die Eigentümer von Ursapharm beteiligt sind. Die neuen Partner bringen neben Cash ein Media-for-Equity-Paket mit, das Medien wie Handelsblatt, Zeit und WirtschaftsWoche sowie Apotheken Umschau betrifft. Beteiligt sind weitere private und institutionelle Investoren, darunter Weleda-Chefin Tina Müller, die Kölner Hotelkette CityClass, der Lohnhersteller BB Med sowie die NRW-Bank.

Mit der neuen Finanzierungsrunde will Dermanostic weiter wachsen. Das Unternehmen bietet per App hautärztliche Diagnosen, allerdings nicht in Echtzeit: Fotos der Hautveränderung sowie ein digitaler Anamnesebogen werden übermittelt, woraufhin innerhalb weniger Stunden eine ärztliche Diagnose gestellt wird – bei Bedarf inklusive Privatrezept. 20 festangestellte Dermatologen sind für das Unternehmen tätig.

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