Boots kurz vor Anzag-Übernahme

Der britische Pharmahändler Alliance Boots ist nach einem Bericht der Stuttgarter Zeitung neuer Mehrheitsaktionär der Andreae-Noris Zahn AG (Anzag). Demnach haben Celesio, Phoenix und die Sanacorp sich zu einer „konzertierten Verkaufaktion“ entschlossen, um nicht auf ihren Anteilen sitzen zu bleiben und ihre Pakete zu einem schlechteren Preis abgeben zu müssen. Der Verkauf solle in dieser Woche öffentlich bekannt gegeben werden, so das Blatt unter Berufung auf Branchenkreise.

Alliance Boots ist mit knapp 30 Prozent seit Jahren größter Aktionär bei der Anzag. Eine Übernahme der Mehrheit war nicht möglich, weil die übrigen Großaktionäre - die führenden deutschen Pharmagroßhändler - die Anzag kontrollierten: Die Sanacorp hält knapp 25 Prozent und war mit ihren Zukaufplänen an den Wettbewerbsgerichten gescheitert. Celesio und Phoenix halten jeweils rund 12,5 Prozent. Beim Einstieg der beiden Handelskonzerne im Jahr 2003 hatten sich die drei Wettbewerber als Anzag-Aktionäre durch wechselseitige Andienungspflichten aneinander gebunden.

Insofern wäre ein gemeinsamer Verkauf die logische Konsequenz aus den bestehenden Verpflichtungen. Dem Vernehmen nach war US-Investmentbank Morgan Stanley mit dem Verkaufsprozess beauftragt worden; für die Briten verhandelt laut Stuttgarter Zeitung Firmenchef Stefano Pessina mit den deutschen Pharmagroßhändlern. Wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, ist die Buchprüfung abgeschlossen; lediglich einige kleinere Details müssten noch geklärt werden.

Durch die Übernahme der Anteile käme Alliance Boots auf einen Anteil von rund 80 Prozent. Unklar ist noch, was mit den Paketen der beiden anderen Großaktionäre Noweda und Mediq passiert, die jeweils rund 6 Prozent halten. Mediq hatte bereits vor zwei Jahren Verkaufsinteresse signalisiert, die Noweda hatte Ende 2003 ein 19-prozentiges Paket an die Briten verkauft. Die Aktien aus dem Streubesitz werden derzeit für rund 32 Euro an der Börse gehandelt und könnten ein Indiz für den Kaufpreis sein.