Großhandel

Anzag: Schrecklich nette Familie

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Berlin -

Wenn bei einem Unternehmen mit langjährigem Mitarbeiterstamm quasi im Wochentakt vom neuen Eigentümer Veränderungen angekündigt oder umgesetzt werden, kann die Stimmung schnell kippen. Bei der Anzag gab es daher in dieser Woche ein Novum: Um der Verunsicherung entgegenzuwirken, wandte sich Konzernchef Dr. Thomas Trümper per Videokonferenz an die Angestellten in allen Niederlassungen.

 

Nach Angaben von Mitarbeitern gleichen die letzten Monate bei der Anzag einer „rasanten Fahrt in der Achterbahn“. Die Übernahme der Anzag durch Alliance Boots und von Alliance Boots durch Walgreens sowie der geplante Namenswechsel bei der Anzag sind dabei nur die nach außen sichtbaren Neuerungen.

Längst haben die „Integrationsteams“ der neuen Eigentümer bei ihren Besuchen in der Frankfurter Zentrale die bisherigen Strukturen auf den Prüfstand und mitunter auch auf den Kopf gestellt.

Obwohl es bei der Anzag noch Kleinaktionäre und einen Aufsichtsrat gibt, haben die Briten beispielsweise auch auf operativer Ebene die Fäden in der Hand: Mit Michael Deeter hat Boots den regionalen Finanzchef für den Bereich Großhandel in Tochter- oder Schwesterfirmen wie Vivesco, CPL oder Megapharm als Geschäftsführer installiert.

 

 

Die Unternehmensspitze versucht das sogenannte „Change-Management“ und die „Integrationsprozesse“ nach innen so gut es geht zu verkaufen. Trotzdem ist vor allem in der Frankfurter Zentrale die Stimmung offenbar alles andere als rosig. Mitarbeiter, die seit der Übernahme gegangen sind, fehlen. Von denen, die geblieben sind, klagen etliche über gestiegenen Druck und fehlende Mitbestimmungs- und Gestaltungsmöglichkeiten.

Am Dienstag ließ sich Konzernchef Trümper per Videokonferenz in alle Niederlassungen schalten. In einem „Interview“ gab er vorgefertigte Antworten auf aktuelle Fragen. Neue Informationen seien nicht dabei gewesen, berichten Teilnehmer; das Ganze habe eher bemüht gewirkt.

Wie bei der Hauptversammlung habe Trümper die Übernahme als „Heirat“ zu verkaufen versucht. Um im Bilde zu bleiben: Nachwuchs gibt es auch schon. Das offenbar vielerorts Kräfte bindende Großprojekt „Skills in healthcare“ bezeichnete Trümper als kleines Kind, das Tag und Nacht Fürsorge brauche.

 

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