Österreich

Umweg öffentliche Apotheke

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Österreichs Ärzte halten nicht viel vom Service der Apotheken. Ein aktueller Apothekentest habe bereits zum dritten Mal in Folge die „offenbar flächendeckend vorhandene mangelhafte Dienstleistungsqualität öffentlicher Apotheken“ bestätigt, vermeldet die Ärztekammer Niederösterreich. Einer Umfrage der Kammer zufolge haben mehr als die Hälfte der Apothekenkunden „nachteilige Verzögerungen bei der Medikamentenabgabe“ erlebt, weil die benötigten Präparate nicht vorrätig waren. Grund genug für die Ärzte, ihre Forderung nach einem Dispensierrecht zu erneuern.

„Wenn also schon der Umweg über eine öffentliche Apotheke zur Medikamentenabgabe in Kauf genommen werden muss, dann sollte wenigstens sichergestellt sein, dass die Abgabe schnell und vor allem im gesetzlich vorgesehenen Rahmen abläuft“, so Dr. Wolfgang Geppert von der Ärztekammer Niederösterreich. Künftig sollten auch für die Pharmazeuten Qualitätsstandards hinsichtlich Aufklärungs- und Dokumentationsvorschriften gelten, fordern die Ärzte.

Die Kammer holt zum Rundumschlag aus: Für die „massiven Qualitätsmängel in öffentlichen Apotheken“ seien auch die Niederlassungsbeschränkungen Schuld: „Dieser Gebietsschutz müsste nach Ansicht der NÖ Ärztekammer längst abgeschafft werden, und allen Ärztinnen und Ärzten müsste das Recht eingeräumt werden, Medikamente direkt an Patientinnen und Patienten abzugeben.“

Die Mediziner erkennen zudem Eingriffe in ihre Kompetenzen seitens der Apotheker. Diese würden häufig verschreibungspflichtige Arzneimittel ohne Rezept abgeben: „Die Ausnahme sind Notfälle, wobei es diesbezüglich offenbar unterschiedliche Auslegungen gibt“, so Geppert. „Noch gilt das Rezeptpflichtgesetz, wonach vor Abgabe eines rezeptpflichtigen Medikaments ein Arzt konsultiert werden muss“, sagte Geppert.

Auch die - in Österreich nicht vorgesehene - Substitution eines wirkstoffgleichen Präparats in der Apotheke ist der Ärztekammer ein Dorn im Auge. Noch sei es so, dass die Ärzte für die komplette Therapie inklusive Medikation haftbar seien. „Daher müssen dringende wirksame Mechanismen installiert werden, durch welche die eigenmächtige Abänderung von Rezepten durch Pharmazeuten oder Apothekenhilfskräfte ausgeschlossen werden kann“, sagte Geppert.

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