Bulgarien

Totale Vertikalisierung

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Mit dem Vertragsverletzungsverfahren gegen Bulgarien hat das Vorgehen der EU-Kommission gegen Besitz- und Niederlassungsbeschränkungen für Apotheken eine neue Qualität erreicht: Der Arzneimittelvertrieb in der Schwarzmeerrepublik ist bereits heute in einem Ausmaß vertikal strukturiert wie vielleicht kein zweiter in Europa. Mit dem Wegfall des gerade erst eingeführten Fremd- und Mehrbesitzverbotes würde der letzte Damm brechen.

Unter den verschiedenen Pharmaherstellern, die als Großhändler und Kettenbetreiber mitmischen, ist Sopharma das herausragendste Beispiel. Der ehemalige pharmazeutische Staatsbetrieb war im September 2000 privatisiert worden. Firmenchef Ognian Donev, der in den 1990er-Jahren die Expansion des Handelskonzerns Metro in Bulgarien organisiert hatte und heute zu den wichtigsten Personen im Wirtschafts- und Finanzleben des Landes gehört, hatte zunächst die Modernisierung und internationale Expansion des Pharmakonzerns vorangetrieben.

Ab 2006 folgte ein erneuter Umbau: Sopharma kaufte verschiedene Pharmagroßhändler und fusionierte diese zu Sopharma Trading. Mit einem Umsatz von umgerechnet 133 Millionen Euro ist das Unternehmen einer der wichtigsten Grossisten in Bulgarien. Außerdem ist Sopharma Trading Partner bei Alloga, dem Prewholesale-Verbund von Alliance Boots. Rund 15 Prozent des Aktienkapitals werden seit Januar an der Börse gehandelt. Den Rest halten Sopharma beziehungsweise dessen Eigner.

Mit der Großhandelssparte legte sich Sopharma außerdem eigene Apothekenketten zu. Unter den Marken Sanita, Ceiba und Sofia Apotheken betreibt Sopharma heute ein Netzwerk von rund 150 Apotheken - als Beteiligungskonzept unter Umgehung des Fremd- und Mehrbesitzverbotes.

Doch Donev und seine Investoren, über zum Teil verschachtelte Beteiligungskonstrukte Hauptaktionäre bei Sopharma, sind auch in weiteren benachbarten Branchen aktiv: So leiten Donev und seine Partner auch die Investgruppe Doverie, die unter anderem Medizintechnikhersteller, Kliniken und sogar Krankenversicherungen betreibt. 2007 lag der Umsatz der zum großen Teil von den Sopharma-Eignern kontrollierten Gruppe bei 103 Millionen Euro.

„Es gibt zwei Arten von Unternehmen auf dem Markt“, heißt es in der Firmenpräsentation des Pharmaherstellers, der in diesem Jahr sein 75-jähriges Jubiläum feiert: „Solche, die sich verändern, und solche, die verschwinden.“ Sopharma ist dabei, sich zu einer beherrschenden Stellung im Gesundheitswesen aufzuschwingen.

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