Erkenntnisse aus Studiendaten

Suizid-Risiko: Apotheker:innen stark betroffen

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Berlin -

Selbstmord ist eine der häufigsten Todesursachen weltweit: Im Jahr 2021 starben allein in Deutschland insgesamt 9215 Personen durch Suizid. Dabei werden 75 Prozent der Selbst­tötungen von Männern begangen. Unter Gesundheitsfachkräften wurden bereits hohe Suizidraten beschrieben. Bei Apotheker:innen fehlten bisher jedoch Daten. Zumindest für die USA liegen jetzt konkrete Zahlen vor.

Selbstmord steht weltweit an 17. Stelle der häufigsten Todesursachen. Jährlich werden etwa 700.000 Todesfälle durch Selbsttötung registriert. Wie schon durch vorhergehende Datenerhebungen festgestellt: Innerhalb des Pflegeberufs weisen sowohl männliche als auch weibliche Krankenpfleger höhere Selbstmordraten auf als die Allgemeinbevölkerung. Über den Selbstmord von Apothekern ist jedoch bislang nur wenig bekannt.

Außerhalb der USA wurden in zwei Ländern Selbstmorde durch Apotheker beschrieben: Neuseeland und Dänemark. In Neuseeland waren die Sterblichkeitsraten für Apotheker:innen und Krankenpfleger:innen erhöht. Und auch in einer dänischen Studie über Suizide konnte belegt werden, dass in medizinischen und verwandten Berufsgruppen Apotheker, Krankenschwestern und Ärzte im Vergleich zu Lehrern eine höhere Suizidrate aufwiesen. Dabei waren sowohl in Neuseeland als auch in Dänemark pharmakologische Vergiftungen das häufigste Mittel zur Selbsttötung.

Suizidmerkmale im Vergleich

Die aktuelle Studie untersuchte Häufigkeit, Art und Merkmale von Selbstmorden unter Apothekern in den USA. Die Daten im Zeitraum von 2003 bis 2018 stammen aus dem National Violent Death Reporting System (NVDRS) der Centers for Disease Control and Prevention.

Betrachtet wurden alle Selbstmorde, kodiert nach Beruf, die von Gerichtsmedizinern und Strafverfolgungsbehörden aus 39 Bundesstaaten sowie Washington und Puerto Rico gemeldet wurden. Dabei verglichen die Studienautoren im Team von Kelly C.Lee, University of California San Diego, die Suizidmerkmale zwischen Apothekern und Nichtapothekern.

Innerhalb des Studienzeitraumes verzeichnete das NVDRS insgesamt 316 Selbstmorde unter Apothekern. Zum Vergleich: Bei Nichtapothekern kam es zu 213.146 Selbstmorden. Das häufigste Suizidmittel war die Schusswaffe. In Verbindung gebracht wurden die Selbsttötungen mit beruflichen Problemen und aktuellen Behandlungen psychischer Erkrankungen. Von den 316 Apothekern, die durch Selbstmord starben, waren 75 Prozent Männer. Das Durchschnittsalter der Apotheker:innen betrug etwa 53 Jahre. Die Forschenden kommen zum Schluss, dass die Selbstmordraten unter Apothekern höher als in der Allgemeinbevölkerung sind.

Opioide und Benzodiazepine

Die häufigsten Substanzen, die bei den Todesfällen unter Apothekern durch Vergiftungen eine Rolle spielten, waren Opioide, Benzodiazepine, Antidepressiva und Alkohol. „Unseres Wissens nach ist dies die erste Studie, die Suizide unter Apothekern in den USA beschreibt. Sie bestätigt, dass es in dieser Gruppe von Angehörigen der Gesundheitsberufe eine höhere Selbstmordrate gibt als bei Nichtapothekern“, so die Studienautor:innen.

Zukünftig sei weitere Forschung erforderlich, um die Art der berufsbedingten Probleme zu bestimmen, so die Wissenschaftler:innen. Zudem können daraufhin Strategien zur Eindämmung von Suiziden entwickelt werden. „Eine zukünftige Analyse der Selbstmorde von Apothekern im Vergleich zu anderen medizinischen Fachkräften wäre ebenfalls aufschlussreich“, so die Studienautor:innen.

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