Großbritannien

Hersteller und Ärzte unter Druck

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In Großbritannien erhitzt derzeit eine Untersuchung des Haushaltsausschusses zu den Arzneimittelausgaben des Nationalen Gesundheitsdienstes (NHS) die Gemüter. Der Report wirft der Pharmaindustire vor, jährlich 850 Millionen Britische Pfund für Marketingmaßnahmen unter Ärzten auszugeben. Den Mediziner wiederum wird unterstellt, sich zu sehr durch die Informationen der Hersteller blenden zu lassen.

In einer Umfrage hatte jeder fünfte Mediziner angegeben, sich bei der Verschreibung von Arzneimitteln eher durch Werbemaßnahmen der Hersteller beeinflussen lassen als durch die vom NHS zur Verfügung gestellten Informationen und Empfehlungen. Die Gutachter wiesen darauf hin, dass der Gesundheitsdienst jährlich 200 Millionen Pfund für entsprechende Kampagnen investiert, um eine höhere Generikaquote zu erreichen.

Dem NHS zufolge ist die Zahl der Verordnungen in den vergangenen zehn Jahren um 55 Prozent auf 752 Millionen gestiegen; gleichzeitig legten die Arzneimittelausgaben der Verwaltungsbezirke um 60 Prozent auf 8,2 Milliarden Pfund zu. Ein Bericht habe gezeigt, dass 200 Millionen Pfund durch den konsequenteren Einsatz von Generika eingespart werden könnten.

Hersteller- und Ärzteverband wiesen die Anschuldigungen zurück: 82 Prozent der Verordnungen seien bereits generisch; damit liege man über dem Durchschnitt in Europa und an der Grenze des Machbaren. Die Konzerne verwiesen auf ihre Forschungsaufwendungen, die Mediziner auf ihre Verantwortung gegenüber den Patienten und die Tatsache, dass vier von fünf Ärzten sich der Studie zufolge eben gerade nicht von den Herstellern beeinflussen ließen. Die Apothekerkammer nutzte den Streit, um ihr Angebot, in den Apotheken Wiederholungsverordnungen und Medikationsdokumentationen für die Ärzte abzuwickeln, zu erneuern.

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