Schweden

Celesio verzichtet auf Apotheken-Käufe

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Nach langem Schweigen hat der Stuttgarter Pharmahändler Celesio überraschend angekündigt, in Schweden keine Apotheken aus dem Staatsbetrieb Apoteket kaufen zu wollen. Man habe entschieden, eine Kette von langfristig mehr als 100 Apotheken ausschließlich durch Neueröffnungen aufzubauen, teilte der Konzern mit. Celesio hatte als einer der aussichtsreichsten Kandidaten für den Kauf eines Apothekenpakets gegolten.

Im Rahmen der Privatisierung hätte der Konzern mit einem der beiden großen Cluster auf einen Schlag 190 beziehungsweise 165 Apotheken in seinen Besitz bringen können. Die übrigen sechs Pakete beinhalten jeweils zehn bis 20 Apotheken.

Nun muss Celesio schrittweise Präsenz aufbauen. Diese Strategie erfordere das geringste Startkapital, erklärte der Konzern. Ob die Finanzierung das Problem ist oder ob sich Celesio angesichts der durch die Sozialdemokraten angekündigten Rückabwicklung rechtlich absichern will, ist derzeit unklar. Bereits im März hatte Celesio-Chef Dr. Fritz Oesterle erklärt, die „bislang allenfalls in Ansätzen sichtbaren Rahmenbedingungen“ versetzten ihn „nicht gerade in Euphorie“.

Möglicherweise sind die zum Verkauf stehenden Standorte dem Konzern auch einfach nicht exponiert genug. Anfang der 1970er-Jahre hatte die schwedische Regierung den Apothekenbetrieb in die eigene Hand genommen, um auch kleine Apotheken in wenig frequentierten Lagen zu garantieren.

Wie der finnische Mitbewerber Oriola-KD, der seine Apotheken über ein Joint-Venture vor allem in Coop-Supermärkten eröffnen will, setzt auch Celesio eigenen Angaben zufolge auf „erstklassige Apothekenstandorte“. Mehrere Verträge für künftige Apothekenstandorte seien unterschrieben; die ersten Apotheken sollen eröffnet werden, sobald die Genehmigungen der Behörden vorliegen.

Verantwortlich für den Markteintritt von Celesio ist die norwegische Landesgesellschaft Norsk Medisinaldepot (NMD), deren Erfahrungen Grundlage für das Geschäft in Schweden sein sollen. „Unser Ziel ist es, zu wachsen, indem wir Kunden eine bessere Alternative anbieten: besseren Service, längere Öffnungszeiten und bessere Beratung“, erklärte der NMD-Verantwortliche Mads Paulsen die Strategie.

Ab heute darf in Schweden jeder, mit Ausnahme von Ärzten und Pharmaherstellern, soviele Apotheken betreiben wie er will. Neueröffnungen sind ab sofort möglich; in den kommenden Wochen sollen außerdem 466 Apoteket-Apotheken den Besitzer wechseln. 330 Apotheken bleiben in Staatsbesitz, 150 Apotheken sollen - zunächst als Minderheitsbeteiligung, später komplett - an Apotheker abgegeben werden.

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