Portugal

Apotheken trauern um ihr Geld

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Berlin -

Die Apotheker in Portugal haben in den vergangenen Wochen versucht, auf ihre finanziell schwierige Situation aufmerksam zu machen. Landesweit lagen in den 3000 Apotheken Unterschriftenlisten für eine Petition aus. Pro Monat mache jede Apotheke Verluste zwischen 1800 Euro und 3100 Euro, heißt es darin. Insgesamt kamen 224.000 Unterschriften zusammen. Der Apothekerverband warnt davor, dass im kommenden Jahr etwa 600 Apotheken geschlossen würden, wenn die Regierung die Sparmaßnahmen nicht lockere.

Im vergangenen Jahr hatte die sogenannte „Troika“ der EU in einem Memorandum die portugiesische Regierung aufgefordert, im Apothekenbereich jährlich 50 Millionen Euro einzusparen. Mit einer degressiven Gewinnmarge sollten die Apotheker motiviert werden, günstigere Medikamente abzugeben. „Das Ziel ist es, durch die geringeren Verdienste der Apotheker die Arzneimittelausgaben um mindestens 50 Millionen Euro zu senken“, so die Troika damals.

In den Apotheken lagen die Listen für die Petition „Farmácia de luto“ („Apotheke in Trauer“) aus. Auch im Internet konnte unterschrieben werden. „Die Krise ist nicht zu leugnen“, schreibt der Autor der Petition. Die Regierung habe die Aufgabe und Verantwortung, angemessene Bedingungen zu schaffen, damit Apotheken nicht schließen müssten.

Mehr als 600 Millionen Euro seien innerhalb der vergangenen zwei Jahre bei Apotheken eingespart worden. Eine Apotheke verdiene mittlerweile im Schnitt 40.000 Euro weniger pro Jahr, heißt es in der Petition. Nach einer Untersuchung der Universität Lissabon kann die Mehrheit der Apotheker derzeit nicht einmal ihre Fixkosten decken.

Immer mehr Apotheker könnten die Rechnungen von Lieferanten nicht mehr bezahlen, so ein Sprecher des Apothekerverbandes. Es gebe bereits Klagen von Lieferanten gegen 457 Apotheker. Am Samstag machten sich in Lissabon etwa 6000 Menschen, darunter Apotheker und Pharmaziestudenten, auf den Weg zum Gesundheitsministerium, um die Unterschriften zu übergeben.

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