Finanzkrise

Actavis dementiert Zerschlagung

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In der Branche haben die Gerüchte um einen Notverkauf des isländischen Generikakonzerns Actavis für helle Aufregung gesorgt. Während man in Reykjavik und London bemüht ist die Wellen zu glätten, machen in Bulgarien die ersten Spekulationen über eine mögliche Zerschlagung die Runde: Demnach soll die Deutsche Bank, offenbar einer der größten Gläubiger von Actavis, bereits die Kontrolle über die Actavis-Tochter Higia, einen der führenden Pharmagroßhändler des Landes, übernommen haben.

Bei Actavis wird ein solches Vorgehen derzeit dementiert: „Es gibt keine Pläne für eine Abspaltung verschiedener Aktivitäten in der näheren Zukunft“, sagte eine Konzernsprecherin gegenüber APOTHEKE ADHOC. Auch ein Verkauf sei nur eine von mehreren Optionen.

Am Freitag war bekannt geworden, dass Actavis-Hauptaktionär Björgólfur Thor Björgólfsson mit dem Zusammenbruch der isländischen Landsbanki einen Großteil seines Vermögens verloren haben könnte. Der in den vergangenen Jahren rasant gewachsene Konzern steht vor einem gewaltigen Schuldenberg: Allein die Außenstände bei der Deutschen Bank belaufen sich einem Bericht der Financial Times zufolge auf drei Milliarden Euro.

Weder Actavis noch Björgólfssons Beteiligungsfirma Novator oder die Deutsche Bank wollten auf Nachfrage Angaben über die Schulden machen. Die Actavis-Sprecherin wies jedoch die Gerüchte über eine Zwangsverwaltung bei der bulgarischen Großhandelstochter als unwahr zurück. Das Tagesgeschäft sei derzeit nirgends von der aktuellen Diskussion um mögliche strategische Schritte betroffen.

Für manche Beobachter liegt allerdings der Verdacht nahe, dass die Gläubiger zumindest die partielle Zerschlagung des Generikariesen erwägen. Während die zahlreichen Actavis-Töchter weltweit als Hersteller miteinander in Verbindung stehen, könnte Higia immerhin vergleichsweise einfach aus der bestehenden Struktur herausgelöst werden.

Eine Mitarbeiterin von Actavis in Sofia bestätigte zwar, dass der frühere Higia-Chef bereits zu Beginn des Monats aus dem Unternehmen ausgeschieden sei, dementierte jedoch eine Kontrolle durch die Deutsche Bank. Derzeit werde Higia von einem ehemaligen Actavis-Direktor geleitet; das Tagesgeschäft laufe wie immer.

Mit einem Anteil von rund 21 Prozent ist Higia Marktführer im bulgarischen Pharmagroßhandel. 2006 setzte das Unternehmen 85,5 Millionen Euro um. Actavis hatte Higia im November 2005 gekauft, da auch andere Hersteller in Bulgarien den Vertrieb ihrer Produkte durch Beteiligungen an Großhändlern in die eigene Hand genommen haben. Insofern war der Zukauf für den damaligen Actavis-Chef Robert Wessman zwingend gewesen: Man habe nicht in die Situation kommen wollen, bei Mitbewerbern nach Vertriebsmöglichkeiten fragen zu müssen, so Wessman.

Sollte sich bei Higia tatsächlich ein Eigentümerwechsel abzeichnen, könnte dies nicht nur für die bulgarischen Apotheken, sondern auch für die Verbraucher schnell Auswirkungen haben. Higia betreibt neben der Großhandelssparte ein eigenes Apotheken-Franchise namens Pharma Expert. Rund 200 Apotheken und ihre Kunden wären also von einem Wechsel bei Higia betroffen.

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