„Das ist nur noch mit Galgenhumor zu ertragen“

E-Rezept: Antibiotikum-Abgabe dauert 30 Minuten

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Berlin -

Bei der Belieferung von E-Rezepten kommt es derzeit immer wieder zu Problemen. Vor allem die Dauer, bis der Patient oder die Patientin mit dem Medikament endlich die Apotheke verlassen kann, ist mitunter enorm. Eine Apothekerin aus Niedersachsen brauchte aufgrund von Engpässen eine halbe Stunde, um ein auf E-Rezept verordnetes Clindamycin abzugeben: „Das ist nur noch mit Galgenhumor zu ertragen. Ich sage meinen Patienten: Mit dem E-Rezept geht alles schneller, es dauert nur länger.“

Per eGK wollte ein Patient eine Verschreibung über ein Antibiotikum einlösen: „Es wurde ein Clindamycin 600 mg 15 Stück verschrieben“, so die Apothekerin. Nach kurzer Recherche musste sie feststellen: „Ich hatte es weder an Lager, noch konnte ich es beim Großhandel bestellen, egal von welcher Firma, es war nichts lieferbar.“ Was sie jedoch anbieten konnte, war ein wirkstoffgleiches Präparat mit weniger Tabletten: „Eine Packung mit Clindamycin 600 mg 12 Stück hatten wir noch an Lager“, so die Approbierte. Nach Rücksprache mit der Arztpraxis stand der Abgabe eigentlich nichts mehr im Wege.

Kein Dialogfenster

Die Abgabe gestaltete sich jedoch schwierig. Mit einer Verordnung auf Papierrezept wäre die Sache schnell erledigt gewesen: „Ein kurzer Vermerk und eine Unterschrift sowie die Sonder-PZN hätte gereicht. So musste ich mir aber was einfallen lassen, um keine Retax für das E-Rezept zu riskieren“, so die Apothekerin. Das Problem: „Ich habe die 12er-Packung abgegeben und musste folglich die 15er-Packung herunterlöschen. Zwei Packungen auf dieser Verordnung hätten nicht funktioniert“, so die Approbierte. „Die vorrätige 12er-Packung entsprach aber den Rabattverträgen der betreffenden Krankenkasse, folglich öffnete sich das entsprechende Dialogfenster für eine Begründung auch nicht.“

Sie habe das Sonderkennzeichen für „pharmazeutische Bedenken“ schlussendlich selbst gesetzt und ergänzt, „dass die 15er-Packung nicht verfügbar war“, sie außerdem „Rücksprache mit dem Arzt gehalten“ habe und „der Patient dringend versorgt“ werden musste. „Man macht dies ja nur, um am Ende bei einer Retaxation Einspruch einlegen zu können.“

30 Minuten Wartezeit

Die ganze Prozedur habe ewig gedauert: „Insgesamt habe ich etwa 30 Minuten gebraucht, bis der Patient seine Tabletten bekommen konnte.“ Auch an den Landesapothekerverband (LAV) habe sie sich gewendet: „Man sagte mir am Telefon, es gebe noch keine 100-prozentige Strategie. Mann wisse noch nicht im Detail mit solchen Fällen umzugehen.“

Dabei sei der Zeitaufwand im Apothekenalltag schlecht darstellbar: „Es dauert alles sehr lange und ist mit unfassbar viel Arbeit verbunden. Die Patienten müssen warten und wir immer wieder erklären, warum die Medikamente nicht zeitnah abgegeben werden können. Zum Glück reagiert die Mehrheit so wie wir, mit Galgenhumor“, so die Apothekerin. „Ich bin gespannt, wie es im Januar weitergehen soll und ob der Termin zur Verpflichtung eingehalten wird.“

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