AOK zu Reform-Eckpunkten

pDL-Gelder: „Apotheker finden offenbar keine Verwendung“

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Berlin -

Die gestern von Nina Warken (CDU) vorgestellten Eckpunkte zur geplanten Apothekenreform lösten in der Apothekerschaft einigen Widerstand aus. Positive Worte findet allerdings die Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbandes, Dr. Carola Reimann – außer zu den geplanten Erhöhungen bei der Notdienstvergütung. Hier ist das Vorhaben laut Reimann „aufwändig und nicht zielführend.“ Absolut positiv sei hingegen die kommende Nutzung der bisher „ungenutzten Gelder der Solidargemeinschaft“ aus dem Topf für pharmazeutische Dienstleistungen (pDL).

Den größten Kritikpunkt der Apotheker:innen, dass es vorerst keine Anpassung des Fixums geben wird, sei „gut“, so die AOK-Chefin. „Im Ministerium hat man richtig erkannt, dass es aktuell keinerlei finanzielle Spielräume in der GKV für die von den Apothekerinnen und Apothekern vehement geforderte Anhebung des Festzuschlags gibt.“ Die für ein Fixum von 9,50 Euro erforderlichen Mehrkosten von einer Milliarde Euro seien „Geld, das die GKV-Gemeinschaft nicht hat“.

Die hohen Zuschläge, die für Nacht- und Notdienste in Aussicht gestellt wurden, seien hingegen falsch. „Die Angemessenheit der hier vorgesehenen Verdopplung ist allerdings infrage zu stellen. Nur mit mehr Geld kann man die flächendeckende Versorgung nicht erhalten. Die vorgesehene ‚Bedarfsplanung light’ ist vor allem aufwändig und nicht zielführend. Der Fokus sollte vielmehr auf der Flexibilisierung der Strukturen liegen.“

Zudem befürchtet Reimann bei einer Aufhebung des Skonto-Verbots, dass die Kassen mit neuen Kosten zur Refinanzierung dieser Aufwendungen des Großhandels belastet werden. Zudem könne damit die Ungleichheit zwischen einkommensstarken und -schwachen Apotheken zunehmen, mahnt die Kassenchefin.

Reimann begrüßt pDL-Direktabrechnung

„Was wir ausdrücklich begrüßen, ist die perspektivische Umstellung auf Direktabrechnung von pharmazeutischen Dienstleistungen“, betont Reimann. „Aktuell führen die Krankenkassen jedes Quartal etwa 40 Millionen Euro für diese Dienstleistungen an einen dafür vorgesehenen Fonds ab. Mittlerweile liegt dort eine halbe Milliarde Euro brach. Das sind ungenutzte Gelder der Solidargemeinschaft, für welche die Apotheker offenbar keine Verwendung finden – deshalb ist hier dringend eine kurzfristige Umstellung mit Rückführung der Gelder an die GKV erforderlich.“

Erleichterungen im Bereich von Zweigapotheken, die Möglichkeit zur Zentralisierung der Rezepturherstellung und auch die Aufwertung des PTA-Berufs durch die Schaffung neuer Weiterbildungsmöglichkeiten seien ebenfalls zu begrüßen. „Ob die Ermöglichung der Versorgung von chronisch kranken Patientinnen und Patienten mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln ohne Arztkontakt jedoch erforderlich ist, ist angesichts der bestehenden Möglichkeiten für eine Wiederholungsverordnung fraglich. Die Einführung eines OTC-Status durch die Hintertür ist zu vermeiden.“

Reimann fordert das Bundesgesundheitsministerium (BMG) dazu auf, bei den Punkten unbedingt die Frage nach den Kosten zu berücksichtigen – „denn viele dieser Maßnahmen werden nicht kostenneutral umsetzbar sein“, beispielsweise bei kommenden Präventionsangeboten. Hier müsse „die Frage der Finanzierung und Effizienz dieser Maßnahme geklärt sein. Redundante Strukturen müssen vermieden werden.“

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