Appell-Schreiben an Warken

Apotheker: „Umsatzplus nützt nur der Mehrwertsteuer“

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Berlin -

Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) steht beim Apothekenhonorar weiter unter Druck. Ihr Versprechen, das Fixum zu erhöhen, wird unter anderem vehement eingefordert. Aus der St. Martins-Apotheke in Ampfing erreichte die Politikerin jetzt ein Brief des Inhabers. „Wahlversprechen, politische Absichtserklärungen und Koalitionsvereinbarungen bleiben ohne konkrete Umsetzung“, kritisiert Florian Sedlmeier darin.

„Mit zunehmender Sorge wende ich mich als Apotheker und Inhaber an Sie, um ein strukturelles Problem anzusprechen, das unsere Berufsgruppe seit vielen Jahren begleitet – und das sich unter den aktuellen politischen Rahmenbedingungen dramatisch verschärft“, beginnt der Apotheker sein Appell-Schreiben. Sedlmeier beschreibt, dass bereits 2017 Versprechen seitens der CSU im Bereich Arzneimittelversorgung abgegeben worden seien. Die Zusagen seien nicht umgesetzt worden, „ein bedrückendes Muster“.

Keine Kompensation für Apotheken

Wieder würden Wahlversprechen nicht umgesetzt: „Statt Entlastung werden wir als Branche mit zusätzlichen Belastungen konfrontiert.“ Allein die digitale Transformation, die in vielen Bereichen sinnvoll wäre, habe sich „zu einem bürokratischen Monster entwickelt“, das Apotheken strukturell überfordere. „Prozesse wie die Abwicklung von Pflegehilfsmitteln, Dokumentationspflichten, Korrekturprozesse, E-Rezept-Fehler und technische Ausfälle erzeugen nicht nur Stress, sondern auch messbare wirtschaftliche Schäden, für die wir keinerlei Kompensation erhalten.“

Dazu kämen die steigenden Kosten wie für Energie- und Personal. „Die vermeintlichen Umsatzsteigerungen nützen ausschließlich der Mehrwertsteuer, nicht jedoch unseren Betriebsergebnissen“, mahnt er. „Die tatsächlichen Gewinne nach Steuern schrumpfen seit Jahren – und zwar dramatisch.“

Geld für Ärzte, nicht für Apotheken

Währenddessen erhielten Ärztinnen und Ärzte Jahr für Jahr Honoraranpassungen. „Dass Approbierte in öffentlichen Apotheken – also Akademiker, die tagtäglich für Patientensicherheit verantwortlich sind – gegenüber Ärzten strukturell abgehängt werden und inzwischen oftmals weniger verdienen als angestellte Kolleginnen und Kollegen, ist nicht nur unlogisch, sondern politisch verantwortungslos“, kritisiert er.

Sedlmeier räumt ein, dass er an seine Grenzen stoße, obwohl er 36 Jahre alt und motiviert sowie engagiert sei. „Das gesamte System funktioniert nur noch, weil tausende Apothekeninhaber weit über das zumutbare Maß hinaus arbeiten und täglich Risiken tragen, die ihnen niemand abnimmt.“

Er fordert in seinem Schreiben, fünf Punkte umzusetzen. Dabei gehe es nicht um Privilegien, sondern die „Sicherung einer elementaren Säule der Gesundheitsversorgung“:

  • Echten Bürokratieabbau, nicht nur Ankündigungen.
  • Soforthilfen für die messbaren Schäden und Zusatzkosten, die durch die Digitalisierung entstanden sind.
  • Rechtliche Sicherheit bei Systemfehlern, die nicht in der Verantwortung der Apotheke liegen.
  • Ein zeitgerechtes und faires Honorar, das die reale Tätigkeit und Verantwortung des Apothekers widerspiegelt.
  • Umsetzung der bereits zugesagten Koalitionsvereinbarungen, statt immer neuer Vertröstungen.
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