Fast doppelt so viele Kunden wie sonst

Weihnachtsnotdienst: „Es war ein echter Kraftakt“

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Berlin -

Die Weihnachtsnotdienste haben den Apotheker:innen vielerorts Einiges abverlangt. So auch Maximilian Lernbecher, der am zweiten Weihnachtstag in Dachau die Kund:innen aus der Umgebung versorgte. Der Apotheker zählte fast doppelt so viele Kund:innen wie an sonstigen Feiertagsdiensten. Er empfand den diesjährigen Weihnachtsnotdienst als besonders anstrengend.

„Es war schon sehr viel – aber ich lebe noch“, fasst Lernbecher seinen vergangenen Weihnachtsnotdienst zusammen. Mehr als 230 Kund:innen hat der Inhaber am zweiten Weihnachtstag versorgt. „Auffällig war, dass viele Rezepte eingelöst wurden“, meint er. Rund 40 Stück seien es gewesen ­– darunter vor allem Antibiotika sowie fiebersenkende Mittel. Die Wirkstoffverordnung als Sonderregelung für die Feiertage sei jedoch leider noch nicht überall angekommen.

Lange Schlangen und viele Rezepte

Zeitweise habe sich vor seiner Apotheke eine lange Schlange gebildet, wodurch es auch mal zu Wartezeiten kam. „Da muss man dann Ruhe bewahren und sich trotzdem auf den einzelnen konzentrieren.“ Vor allem Bindehaut- und Mittelohrentzündungen seien häufig gewesen. Zwei Patient:innen mit antibiotischen Ohrentropfen konnten schließlich nicht mehr versorgt werden. „Das haben wir wirklich unterschätzt. Ich konnte sie glücklicherweise aber zur Kollegin schicken“, erklärt Lernbecher.

Viele Leute hätten „herumfahren“ müssen, um ihre Medikamente zu bekommen. So seien einige aus den größeren Städten zu ihm gekommen, weil sie nichts mehr bekommen hätten. „Wir konnten sie dann noch versorgen, worüber die meisten echt dankbar waren.“ Insgesamt sei wirklich „gut zu tun“ gewesen. In diesem Jahr sei der Weihnachtsnotdienst besonders gewesen, so Lernbecher.

Deshalb habe man sich entsprechend anders als sonst vorbereitet. „Wir haben uns schon im Vorfeld ins Zeug gelegt und mit den umliegenden Arztpraxen und Kollegen Rücksprache gehalten.“ Der Apotheker ist sich sicher – ohne den vorherigen Austausch hätten nicht so viele Patient:innen versorgt werden können.

Eine benachbarte Kollegin habe ihm morgens noch eine große Kiste mit ihren übrigen Säften gebracht. Außerdem wurde aus der Apotheke des Schwagers noch eine Reserve an Medikamenten herangeschafft. Nach dem Dienst sind die Lager jedoch leergefegt: Amoxicillin, Cefaclor und andere Antibiotika sind weg. „Jetzt müssen wir mal sehen, wie es weitergeht.“

Notdienst mit Lampenfieber

„Ich habe schon etwas Lampenfieber gehabt“, gibt der Apotheker zu. Im Nachhinein nicht unbegründet – „es war ein echter Kraftakt“. Dennoch bekomme man von Patient:innen und Ärzt:innen viel zurück. „Die pharmazeutische Kompetenz ist im Notdienst ja auch nochmal viel stärker“, meint Lernbecher. „Da kann man wirklich zeigen, was man kann und gelernt hat – das macht uns unverzichtbar.“

Lernbecher hat in seiner Apotheke alle zwölf Tage Notdienst. Der nächste steht am 7. Januar an – direkt nach dem bayerischen Feiertag. „Ich hoffe, dass es dann wieder etwas entspannter ist“, meint der Apotheker. Viele würden über die Tage verreisen, außerdem seien die Infekte bis dahin durch die Ferien vielleicht etwas abgeklungen. Lernbecher rechnet mit einem „normalen“ Notdienst, bei dem er rund 120 bis 150 Menschen mit den notwendigen Arzneimitteln versorgt.

Vorbereitungen für Ambroxol-Säfte laufen bereits

Für den Worst Case laufen in der Oberen Apotheke in Dachau jedoch schon weitere Vorbereitungen: „Notfalls können wir demnächst auch Ambroxol-Säfte in der Rezeptur herstellen“, erklärt Lernbecher. In Bayern dürfen zunächst bis Ende Januar vereinfacht Defekturen hergestellt werden. Er habe bereits mit dem Großhandel Rücksprache zur Lieferfähigkeit der Einzelsubstanzen gehalten. Himbeersirup und Hydroxyethylcellulose sei bereits an Lager gelegt, damit es – wenn gar nichts mehr geht – sofort losgehen kann und entsprechend Hustensäfte hergestellt werden können. „Es bleibt also ambitioniert“, fast der stellvertretende Vorsitzende des Bayerischen Apothekerverbands (BAV) zusammen.

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