Dekadenzahlung inklusive Gebühren

„Skonto muss man sich leisten können“

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Berlin -

Mit Spannung wurde die neue Skonto-Regelung erwartet. Nach dem aktuellen Entwurf sieht es so aus, dass der Großhandel die Preisnachlässe nur bei vorfristiger Zahlung gewähren kann. Apotheker Rouven Steeb aus Baden-Württemberg erwartet davon keine großen Gewinnsprünge. Die früheren Dimensionen würden mit der Regelung nicht erreicht, ist sich der Inhaber der Bahnhof-Apotheke in Bad Rappenau sicher.

Steeb führt drei Apotheken und bekam die Auswirkungen des Skonto-Urteils wie viele Kolleginnen und Kollegen deutlich zu spüren. Der Bundesgerichtshof (BGH) hatte entschieden, dass Skonti bei Rx-Medikamenten unzulässig sind, sofern der Preisnachlass insgesamt über die 3,15-prozentige Spanne hinausgeht. Vor allem große Apotheken und Verbünde bekamen das Urteil finanziell zu spüren.

Auch bei Steeb ging deshalb der Gewinn zurück. „Ich habe durch das Urteil verloren. Mit drei Apotheken waren die Volumina groß“, sagt er. Generell könne man davon ausgehen, dass pro Monat und Betriebsstätte ein Minus zwischen 500 und 1000 Euro entstanden sei. „Das ist realistisch.“ In der geplanten Einführung von Nachlässen für eine vorfristige Zahlung sieht er verschiedene Knackpunkte.

Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) will den aktuellen Plänen zufolge Skonti ermöglichen, die über den Zuschlag von bis zu 3,15 Prozent hinausgehen. In § 2 Arzneimittelpreisverordnung (AMPreisV) soll nach der Regelung zu den Großhandelszuschlägen für Fertigarzneimittel eine Ausnahme eingefügt werden. Das BMG orientiert sich damit an einem Vorschlag des Großhandelsverbands Phagro. Der hatte für die Neuregelung zwei Bedingungen gestellt: „Als Gegenleistung für die Vorfristigkeit der Zahlung und unter Berücksichtigung eines angemessenen Zinsniveaus.“

Kredit für Skonto

Steeb sieht wegen den Plänen eine weitere finanzielle Belastung auf die Apotheken zukommen. „Diese Skonti muss man sich leisten und erarbeiten können.“ Zu überlegen sei, ob man einen Kredit aufnehme, um den Großhändler vorab bezahlen zu können. Zunächst klingt diese Theorie umsetzbar. Denn ein Darlehen könne mit Blick auf die Konditionen mit der Bank ausgehandelt werden. „Das ist einmal eine Rechnung.“ Allerdings könnten sich die Großhandelsbedingungen vielleicht ändern und am Ende passten die Modelle nicht mehr, warnt er.

Der Apotheker ist der Meinung, dass dadurch die Schere zwischen kleinen und großen Apotheken weiter auseinander gehen könnte. „Man rechnet in der Apothekerschaft außerdem damit, dass nicht mehr die früheren Höhen erreicht werden können, da beim Großhandel die Mittel in dem Ausmaß nicht mehr vorhanden sind“, sagt der Inhaber, der Vize beim Landesapothekerverband Baden-Württemberg ist. „Uns fehlt es dann als Apotheke.“

Der Großhandel dürfte sich über die neue Regelung freuen, da er sich über Apotheken und Dekadenzahlungen inklusive Gebühren günstig finanzieren könne. „Ich bin hin und hergerissen, denn wenn es dem Großhandel finanziell nicht gut geht, ist das auch schlecht für uns. Wir sind Partner“, räumt Steeb ein. „Wenn als Folge und Sparmaßnahme beispielsweise Touren gestrichen werden würden, würde das für die Bürger einen Verlust in der Versorgung bedeuten.“

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