Sachsen

Adexa droht mit ARMIN-Boykott

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Berlin -

Die Apothekergewerkschaft Adexa erhöht den Druck auf den Sächsischen Apothekerverband (SAV). Weil der Verband sich bislang einer Rückkehr in die Tarifgemeinschaft verweigert, droht Adexa jetzt mit einem Boykott des Modellprojekts ARMIN in Sachsen: Eine berufspolitische Solidarität mit den Arbeitgebern sei nach 16 Jahren grob unsolidarischen Verhaltens der Arbeitgebervertreter für sächsische Gewerkschaftsmitglieder derzeit nicht vorstellbar, heißt in einem offenen Brief der Adexa-Landesgruppe Sachsen an den SAV.

Bei der Umsetzung der Arzneimittelinitiative Sachen-Thüringen (ARMIN) stehe Sachsen unter Erfolgsdruck, schreibt Adexa. „Das wird ohne motivierte Mitarbeiter nicht möglich sein.“ Es werfe kein gutes Licht auf die sächsischen Apotheker, wenn solch ein ambitioniertes Vorzeigeprojekt ohne Tarifbindung und teilweise mit Gehältern unter oder an der Grenze zum Mindestlohn durchgeführt werde.

Die Adexa fordert vom SAV die Rückkehr in den Arbeitgeberverband der Deutschen Apotheken (ADA). „Mit Blick auf die Lage der gesamtdeutschen und insbesondere der sächsischen Apotheken ist ein positives Signal vom SAV in Richtung Gewerkschaft und Wiederaufnahme von Tarifverhandlungen überfällig.“Der SAV war 1997 aus dem ADA ausgetreten.

Die Adexa kritisiert, dass Gehälter bis 30 Prozent unter dem aktuellen Tarif angeboten würden. Viele Mitarbeiter hätten seit Jahren keine Gehaltserhöhung bekommen. Häufig würden zur Überbrückung eines Engpasses Kollegen auf Probe eingestellt und wieder entlassen. Nach einem Arbeitsplatzwechsel bekämen Angestellte häufig nur den gesetzlichen Mindesturlaub von 24 Tagen, neun Tage weniger als im Bundestarif. Einige Kollegen scheuten für bessere Arbeitsbedingungen weite Arbeitswege nach Sachsen-Anhalt daher nicht.

„Um seine Mitarbeiter zu motivieren und zu guten Leistungen anzuspornen, ist aber mindestens ein Tarifgehalt nötig, das heißt ein Gehalt auf Niveau der Kolleginnen und Kollegen in anderen Kammerbezirken“, heißt es. Doch schon die Praktikumsvergütung für PTA werde in Sachsen oft eingespart – „das ist beschämend für den Berufsstand“.

Man picke sich die arbeitgeberfreundlichen Rosinen aus den Tarifverträgen heraus, wende die arbeitnehmerfreundlichen aber nicht an, so etwa beim Nachtdienst: Die Vergütung von sieben Stunden wie bisher im Bundesrahmentarifvertrag dürfe nicht zugrunde gelegt werden, wenn keine Tarifbindung vorliege. De facto müssten alle Stunden 1:1 gewährt werden. „Was meinen Sie, wie viele sächsische Arbeitgeber sich daran halten?“ Das sei ein „Machtmissbrauch“, dem das gesetzliche legitimierte Tarifsystem einen Riegel vorsetzen solle – auch nach dem Willen der aktuellen Regierung“.

In einem MDR-Interview vom 5. Mai habe der Geschäftsführer des SAV, Dr. Ulrich Bethge gesagt, er empfehle den SAV-Mitgliedern stets, sich am Bundestarif zu orientieren. Beim letzten Treffender Apotheker in Leipzig hätten aber nur nur zwei von zehn Angestellten angegeben, sie würden nach Tarif bezahlt.

Die SAV-Vorsitzende Monika Koch hatte zuletzt angedeutet, dass eine Rückkehr des SAV in den ADA im kommenden Jahr möglich sei.Im Dezember wählt der Verband eine neue Spitze. Eine neue Generation im Vorstand könne sich womöglich anders positionieren, vermutet Koch.

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