Rezeptformular

Arzt-Vornamen: Zu lang oder geheim

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Berlin -

Seit einer Woche schauen Apotheker ganz genau auf den Arztstempel und kontrollieren, ob der Vorname des Verordners und eine Telefonnummer auf dem Rezept stehen. Vielerorts werden die Rezepte gesammelt und in die Praxen zurückgeschickt. Doch einige Apotheker erlebten Besonderes: überlange Arztnamen, unvollständige Harvoni-Rezepte und Vertretungsärzte, die lieber anonym bleiben wollen.

Auch Daniela von Nida, Gesicht der aktuellen ABDA-Imagekampagne, muss sich in ihrer Alten Apotheke in Groß-Zimmern mit unvollständigen Rezepten rumschlagen. Probleme bereitete etwa eine Gemeinschaftspraxis in der Nachbarschaft: Drei von vier Ärzten hätten solche lange Namen, dass nur der Vorname, aber nicht der Nachname auf das Rezept gepasst habe, berichtet von Nida.

Die Ärzte nutzen – wie viele andere auch – ihre Software, um die Daten auf das Rezept zu drucken. Da der Aufdruck an der gleichen Stelle wie sonst beginne, hätten nur wenige Buchstaben des Nachnamens auf dem Rezept gestanden, erklärt von Nida. Inzwischen sei der Aufdruck neu designt worden. Die Rezepte der ersten Woche will die Apothekerin auf gut Glück bei den Kassen einreichen, im Fall einer Retaxation wollen die Ärzte das Rezept neu ausstellen – im neuen Design.

Die Apothekerin bemerkt nach einer Woche aber bereits eine deutliche Verbesserung. Aktuell seien täglich etwa zehn Rezepte betroffen, vor allem von weiter entfernten Kliniken oder Facharztpraxen. Eine Mitarbeiterin sei damit beschäftigt, diesen Rezepten hinterher zu telefonieren. Zwei Praxen aus Darmstadt hätten von ihr frankierte Rückumschläge gefordert, um ein neues Rezept zuzustellen. Gezwungenermaßen kam von Nida dieser Forderung nach, aber nicht, ohne den Ärzten die Meinung zu sagen.

Dabei findet die Apothekerin die Neuerung prinzipiell gut. „Was mich ärgert ist, dass die Krankenkassen das als Grund nutzen, zu retaxieren, obwohl es mit der Verordnung überhaupt nichts zu tun hat“, so von Nida. So toll der Gedanke sei, Kontaktdaten auf dem Rezept zu verzeichnen, momentan sorge die Regelung vor allem für zusätzliche Arbeit.

In der Schloss-Apotheke im schleswig-holsteinischen Glücksburg trat der Stempel-Super-GAU ein: Apothekerin Tina Mallwitz erreichte in der zurückliegenden Woche ein Rezept über Harvoni aus der Uniklinik Kiel – ohne Name und ohne Telefonnummer. Mallwitz versorgte den Patienten, anschließend rief sie in der Uniklinik an. „Da war ich schon etwas nervös.“ Die Mitarbeiter dort seien zwar schon genervt gewesen, hätten aber kooperiert. Am Freitag hatte Mallwitz das neue ausgestellte und vollständige Rezept in der Post.

Auch die Uniklinik Flensburg zeigte sich kooperativ: Die Klinik hatte eine Verordnung über Rebif vorab gefaxt, und bei Mallwitz schrillten die Alarmglocken: „Da fehlte alles.“ Sie habe sofort angerufen und die Ärzte über die Neuerung informiert. Das vollständige Rezept kam ebenfalls am Freitag an – „heute ist ein Glückstag“, freute sich die Apothekerin.

Aus ihrer Sicht hätte man sich die Regelung sparen können. Weit über 50 Prozent der Rezepte seien unvollständig gewesen, berichtet Mallwitz. Während die Kliniken die korrigierten Rezepte wenigstens auf eigene Kosten schickten, wollen die meisten Arztpraxen frankierte Rückumschläge von der Apotheke. „Die Ärzte bestehen darauf, aber wir meckern schon gar nicht mehr.“ Damit zahlt Mallwitz praktisch auch noch für die Fehler der Mediziner.

Auch in Glücksburg bereitet neben den Kliniken eine Gemeinschaftspraxis besonders oft Probleme: Die vier Ärzte in der Nachbarschaft hätten just neue Rezeptvordrucke bestellt, erzählt die Apothekerin. Inzwischen hat sie sich mit den Medizinern darauf verständigt, dass die fehlenden Angaben zunächst ergänzt werden. Da dies nicht immer klappe, schicke sie einmal am Tag eine Mitarbeiterin rüber, um die Rezepte korrigieren zu lassen.

Eine Apothekerin aus Bayern schließlich musste eine unerfreuliche Diskussion mit einer Vertretungsärztin führen. Diese gab an, aus datenschutzrechtlichen Gründen die Angabe ihres Vornamens zu verweigern. Ob der Datenschutz in diesem Moment nur ein Totschlagargument war, um die Diskussion zu beenden? Das Gute daran: Vertretungsärzte ziehen auch weiter.

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