Zu viel Akutversorgung – 800 Euro Schaden

Rabattquote von 92 Prozent: IKK rügt Apothekerin

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Berlin -

Die Krankenkassen sind streng, wenn es um die Einhaltung der Rabattverträge geht. Apotheken müssen nicht nur mit Retaxationen rechnen. Auch in persönlichen Gesprächen informieren die Kassen mitunter, wie noch besser gespart werden kann. Die Anna Apotheke im ACC in Chemnitz erhielt ihren statistischen Überblick und wurde darin gerügt, weil sich ihre Statistik „verschlechtert“ hat.  

Am Samstag kam das „Update“ der IKK classic in der Anna Apotheke im ACC an. Der Geschäftsbereich Arzneimittel informiert das Team in dem Schreiben über die Verwendung des Sonderkennzeichens Akutversorgung. „Im September 2021 hatten wir Ihnen gezeigt, wie Sie durch den verantwortungsvollen Verzicht des Sonderkennzeichens Akutversorgung auch weiterhin dazu beitragen können, das hohe Niveau unseres Gesundheitssystems durch die Bedienung der Rabattverträge zu garantieren, ohne die Gesundheitsversorgung unserer Versicherten zu gefährden“, heißt es darin.

Die Kasse wertete nun die Abrechnungsdaten der vergangenen fünf Monate aus. „Wir sind neugierig geworden, was sich in dieser Zeit verändert hat. Sind sie auch gespannt?“, heißt es in dem Brief. Auf der zweiten Seite geht es dann an die individuelle Auswertung. Zunächst gibt es ein Lob: „Die Bedienung der Rabattverträge liegt durchschnittlich auf einem hohen Niveau.“ Dennoch gebe es eine „Variabilität“ zwischen Apotheken bei dem Einsatz des Sonderkennzeichens.

Der „Score“ der Apotheke habe sich „verschlechtert“: Er liege bei 92 statt wie zuvor 94 Prozent. Der damalige Mittelwert der Vergleichsgruppe habe bei 96 Prozent gelegen. Die Apotheke habe Mehrausgaben in Höhe von 793 Euro generiert. Im Vergleich dazu lägen die Einsparungen bei Erreichen des damaligen Mittelwertes der Vergleichsgruppe bei 1428 Euro, heißt es unter der Überschrift „So viel könnte unser Gesundheitssystem dank Ihnen sparen“.

Der Brief endet mit einer Bitte: „Engagieren Sie sich noch stärker bei der Bedienung von Rabattverträgen. Vielen Dank für Ihren Einsatz.“ Inhaberin Jana Groschwald antwortete sofort: „Und wo sparen Sie als IKK ein?“, will sie per Fax von der Kasse wissen. „Ein einfaches ‚Danke, dass Sie unsere Mitglieder so gut versorgen‘ hätte gereicht.“ Die Forderung, noch mehr Rabattverträge zu bedienen, während gleichzeitig „so wenig lieferbar“ sei, sei sehr ärgerlich.

Viele Arzneimittel seien nicht lieferbar, und um die Patienten zu versorgen, gebe man eine Alternative ab, sagt die Apothekerin. Viele Kund:innen benötigten ihre Medikamente zudem dringend, da sie sehr knapp vor Ablauf des Rezepts in die Apotheke kämen. „Wir lassen uns auf der anderen Seite auch schon genug von den Patienten anschreien, warum wir das nicht auf Lager haben.“ Auch die Rabattverträge hätten Grund an den Engpässen: „Wenn da Verträge mit Herstellern geschlossen werden, die gar nicht in der Menge produzieren können, ist es auch nicht lieferbar.“

Dazu kämen die aktuellen Lieferschwierigkeiten von Glasflaschen: „Die Preise sind durch die Gaspreise gestiegen. Das wollen die Hersteller nicht bezahlen. Sie sind dann lieber nicht lieferfähig als draufzulegen.“ Aus Unternehmenssicht sei dies verständlich, aber für die Patient:innen nicht schön, wenn sie ihre Schmerztropfen nicht bekämen. „Wenn wir dann den Ärzten hinterhertelefonieren, damit diese dann die Schmerztabletten verordnen, dann bezahlt uns das auch keiner.“ Zur aktuellen Situation komme nun dieser „nette Serienbrief der IKK. Die schießen den Vogel dann damit ab.“

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