Keine Tiefkühlung, gute Planung

Impfstoffe: So könnte der Ablauf sein

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Berlin -

Schon vor Wochen plädierten die Hausärzte dafür, endlich in die Impfungen einbezogen zu werden. Was bis jetzt fehlt, sind der Impfstoff und ein schlüssiges Konzept, wie die Verteilung der Vakzine über die Apotheken erfolgen sollte. Jetzt meldet sich der Großhandel endlich zu Wort – Ultratiefkühlschränke und Trockeneis wird es nicht geben. Dafür aber höhere Anforderungen an die Planung. Denn damit der Aufwand möglichst gering bleibt und Großhandel und Apotheken überhaupt eingebunden werden können, muss es schnell gehen.

Ab April sollen die Bürger nicht mehr in ein Impfzentrum fahren müssen, um sich immunisieren zu lassen. Um die Impflinge in den Praxen versorgen zu können, müssen noch viele Fragen rund um die Distribution der Vakzine geklärt werden. Einen Anfang macht nun der Großhandel. Der gibt zumindest in einem Punkt Entwarnung: Ultratiefkühlschränke würden nicht gebraucht. Das gleiche gilt für Trockeneis – keine Apotheke müsse mit festem CO2 hantieren.

Laut Lothar Jenne, geschäftsführender Gesellschafter des Privatgroßhändlers Max Jenne, werden die Impfstoffe gekühlt an die Apotheken ausgeliefert. „Das ist definitiv geklärt“, betont er. Alle vier aktuell zugelassenen Impfstoffe werden bei 2 bis 8 Grad ausgeliefert und können dann in der Apotheke in den Kühlschrank überführt werden. Je nach Impfstoff ergeben sich dann unterschiedliche Haltbarkeiten für die ungeöffneten Vials:

  • Biontech: 5 Tage
  • Moderna: 30 Tage
  • AstraZeneca: 6 Monate
  • Janssen: 3 Monate

Die geplante Logistik sieht vor, dass der Großhandel den Impfstoff am Sonntag aus den Bundeslagern erhält und tiefgekühlt oder ultratiefgekühlt einlagert. Die Apotheke hat vorab ausgewählt, bei welchem Großhandel bestellt werden soll. Die Großhändler müssen schon bei den eingehenden Bestellungen die Kontingente der Bundesländer prüfen. Bei einer zu großen Nachfrage kann es zu „Lieferengpässen“ kommen. Da die Kontingente pro Land begrenzt sind, kann es sein, dass Apotheken weniger bekommen oder sogar leer ausgehen. Wer darüber entscheidet, ist noch nicht bekannt. Eine Überbevorratung der Apotheke soll nach diesem Prinzip jedenfalls ausgeschlossen werden, sämtliche Impfstoffe sollen noch in derselben Woche verimpft werden. Das hat gleich zwei Vorteile: Einerseits kann so nirgends Impfstoff gebunkert werden, andererseits ist so überhaupt erst möglich, den Impfstoff über die regulären Strukturen auszuliefern.

Das hat einen Grund: Der mRNA-Impfstoff von Biontech, von dem es aktuell die meisten Impfdosen gibt, ist nach dem Auftauen nur noch fünf Tage haltbar. Sobald die Vakzine die Thermobox von Biontech verlässt, tickt die Uhr. Fünf Tage später müssen sämtliche Dosen verimpft sein. Bei einer wöchentlichen Lieferung begrenzt die Haltbarkeit von Comirnaty die Lagerhaltung von allein. Das Steuerungstool, welches das Bundesgesundheitsministerium (BMG) angekündigt hatte, wird demnach – zumindest für Comirnaty – nicht benötigt.

Der Großhandel hat sich nun auf die Auslieferung vorbereitet. In den Gesprächen rund um die Distribution waren zu Beginn auch Gesprächspartner wie das Logsitikunternehmen Trans-o-flex mit dabei. Als Experte für Kühl- oder Tiefkühlversand wollte der Logistikdienstleister die Praxen direkt beliefern. Nun geht die Impfstoffverteilung den gewohnten Gang. Wie genau die Abwicklung der Bestellungen bei den Großhändlern ablaufen wird, darüber beraten gerade die einzelnen IT-Abteilungen.

Für die Apotheke bedeutet die gekühlte Lagerung zum einen Erleichterung. Es wird kein zusätzliches Gerät benötigt und die Mitarbeiter müssen nicht im Umgang mit Trockeneis geschult werden. Zum anderen müssen – vor allem beim Biontech-Impfstoff – enge Absprachen mit den Arztpraxen gehalten werden. Für die Auslieferung an die Arztpraxis sollte die Apotheke passende Kühltaschen oder Boxen vorrätig halten, sodass die Kühlkette nicht unterbrochen wird. Vor Ort sollte die Praxis über das Datum des Auftauens informiert werden. Ein Zettel mit dem Datum der Kühlschrankeinlagerung und dem Datum der letztmöglichen Verimpfung kann bei der Auslieferung beigelegt werden. Sollte eine Praxis eine Lieferung absagen oder nur eine geringere Menge benötigen, so bleibt der Apotheke nur die Wahl, schnellstmöglich eine andere Praxis mit Bedarf zu finden. Weniger zeitkritisch sieht es bei den anderen Impstoffen aus. Hier führt eine Woche Leerlauf nicht automatisch zum Verfall.

 

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