Judith Schilde, Inhaberin der Glückauf-Apotheke im niedersächsischen Lengede, konnte in ihrem vergangenen Notdienst einem verwirrten alten Mann helfen. „Er hat im Schlafanzug vor der Tür gestanden und geklingelt“, berichtet sie. Er habe großes Glück gehabt, dass sie in Bereitschaft war und ihm schnell helfen konnte. „Solche Momente sind so wertvoll.“
In den Notdiensten der Apotheke sei immer viel los. „Wir befinden uns in der Nähe zu Salzgitter, ein Brennpunkt, an dem die Menschen den Bereitschaftsdienst auch gerne mal ausnutzen“, so Schilde. „Da wird dann zwei Uhr nachts das Nasenspray abgeholt, ohne sich darüber Gedanken zu machen“, so die Inhaberin. „Es gibt so viele sinnlose Momente im Notdienst, an denen man sich fragt, warum tut man das?“
Doch ganz anders am späten Abend ihres letzten Notdienstes: „Gegen 22.45 Uhr klingelte es an der Tür“, so Schilde. „Draußen stand ein älterer Herr im Schlafanzug, er war verwirrt und wusste nicht genau wo er war.“ Der Mann sei ihr nicht unbekannt gewesen: „Wir haben etwa 12.000 Einwohner in Lengede, man kennt sich“, so Schilde. „Er habe nicht mehr nach Hause gefunden, sagte er zu mir.“ Zudem sei er erstaunt gewesen, dass er so weit gelaufen sei. „Er hatte richtig Panik, weil er sich verirrt hatte“, so die Apothekerin. „Gott sei Dank hatte ich gerade Notdienst und konnte ihm helfen.“
Er wohne nur ein paar hundert Meter von der Apotheke entfernt. „Die Nummer seiner Frau hatte er im Kopf. Ich rief sie an, Gott sei Dank hatte sie noch nicht bemerkt, dass ihr Mann verschwunden war“, so Schilde, die vermutet, dass die Frau dann die Polizei gerufen hätte. „Zudem ist sie selber sehr schlecht zu Fuß, beide sind über 80 Jahre alt.“ Auch Angehörige waren zu dem Zeitpunkt nicht im Ort, um zu helfen.
„Ich habe kurzerhand einen Zettel mit meiner Handynummer an die Tür gehangen und den Herrn mit meinem Auto wohlbehalten zu seiner Frau zurückgebracht. Laufen hätte er nicht mehr geschafft“, so Schilde. „Beide waren sehr aufgewühlt aber sehr dankbar.“
Dass sie sich nicht hätte entfernen dürfen, war Schilde bewusst. „Aber in solchen Momenten überlegt man auch nicht lange. Die Polizei zu rufen, kam für mich nicht in Frage.“ Zumal sie nicht länger als fünf bis zehn Minuten weg war. „In der Zeit kam auch kein Anruf, und wenn, dann wäre ich sehr schnell zurück gewesen“, so Schilde.
Genau solche Situationen, seien Momente, „an denen man froh ist, dass man da ist“, so die Inhaberin. Es sei sehr schön gewesen, dass sie helfen konnte.