Die Friedenspflicht, die keine war

Die neuen AOK-Rabattverträge sind scharf gestellt: Gestern endete die Friedenspflicht der sechsten Ausschreibungsrunde, die im Juni gestartet war. Wegen anhaltender Lieferengpässe einiger Hersteller hatte die Kasse - mit regionalen Ausnahmen - die Friedenspflicht um einen Monat bis Ende August verlängert. Ab sofort müssen Apotheken in allen Bundesländern die Ausfälle der Rabattpartner dokumentieren und die vereinbarte Sonder-PZN aufdrucken.

Weil die AOK die Zuschläge für einen Großteil der Wirkstoffe erst am 9. Mai erteilen konnte, war die Vorbereitungszeit für viele Hersteller zu kurz. Die Kasse hatte mit dem Deutschen Apothekerverband (DAV) zunächst eine zweimonatige Friedenspflicht vereinbart. In dieser Zeit sollten Apotheken wegen Nichteinhaltung der Rabattverträge nicht retaxiert werden, wenn das Medikament nicht verfügbar ist. Die sechste Rabattrunde der AOK umfasst insgesamt 560 Verträge über 80 Wirkstoffe.

Besonderen Ärger haben die Apotheker mit Metoprolol-Succinat. Der AOK-Vertragspartner Betapharm hatte den Wirkstoff für die Ausschreibung neu ins Sortiment genommen und ist noch nicht lieferfähig. Weil allein im Juni trotzdem rund 30.000 Rezepte mit dem Präparat bedruckt wurden, will die AOK Vertragsstrafen pro Rezept verhängen. In besonders schweren Fällen will die Kasse sogar die Staatsanwaltschaft einschalten.

An diesem Sachverhalt ändert auch die Friedenspflicht nichts: Laut AOK gibt es grundsätzlich keine Konstellation, in der eine Apotheke ein anderes Medikament abrechnen darf, als sie tatsächlich abgegeben hat. Jede Abweichung müsse auf dem Rezept plausibel begründet werden. „In jedem Fall ist das tatsächlich abgegebene Medikament auf dem Rezept zu dokumentieren und nur dieses kann auch abgerechnet werden“, so die AOK.

Betapharm hat die Apotheke heute darüber informiert, dass das Metoprolol-Succinat voraussichtlich Mitte September im Handel sein wird. Der Hersteller bittet die Apotheken darum, bis dahin besonders auf die Dokumentation zu achten.