Zusatzangebot statt Ärztekonkurrenz

Apotheker impft im Notdienst

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Berlin -

Nach dem Erfolg der Langen Nacht des Impfens hat Rouven Steeb in seinem Notdienst die Impfkabine geöffnet. Der Inhaber der Bahnhof-Apotheke in Bad Rappenau will ein niederschwelliges Angebot schaffen – auch außerhalb der klassischen Öffnungszeiten. Seine Angestellten hatten mehrere Stunden zu tun.

Zwischen Antibiotika und dem obligatorischen Schwangerschaftstest gab es am vergangenen Montag auch einen Piks in der Bahnhof-Apotheke: Steeb bot Grippe- und Covid-Impfungen im Notdienst an. Dafür teilte er zwei Approbierte ein, die sich um die Impfkundschaft kümmerten.

„Es war super, die Kunden finden es klasse. Ich habe das Gefühl, dass ein Zugpferd gerade das Angebot außerhalb der Öffnungszeiten ist“, sagt der Inhaber, der selbst nicht impfte, sondern die Kundschaft bediente. „Wir versuchen ein niederschwelliges Angebot zu machen, ohne Termin.“ Das gelinge aufgrund der Personalnot nicht immer. Deshalb würden Impfanfragen gebündelt und auf Wunsch auch außerhalb der regulären Öffnungszeiten gelegt.

Ab 18.30 Uhr empfang das Team um Steeb die ersten Impflinge. Sie wurden weg von der Offizin in den Impfraum geleitet. Bis 21 Uhr wurde dort geimpft. „Ich denke, die anderen Kunden haben es auch mitbekommen“, sagt Steeb. In seiner Apotheke wirbt er mit Plakaten für das Zusatzangebot und auch bei Social Media wird die Leistung angesprochen. Die Termine werden ausschließlich in der Apotheke oder telefonisch vergeben.

40 Impfungen in der Apotheke

Bereits bei der Langen Nacht des Impfens Anfang Oktober hätten sich viele Kundinnen und Kunden für eine Impfung in der Apotheke interessiert. Jeweils rund 30 Personen seien bei beiden Aktionen gegen Influenza oder Covid geimpft geimpft worden. Insgesamt habe es rund 40 Impfungen gegeben. Ob es die Impfnacht im nächsten Notdienst wiederholt wird, steht noch nicht fest. „Wir schauen mal, ob und wie sich die Nachfrage bis dahin entwickelt.“

Rouven Steeb auf der Bühne
Inhaber Rouven Steeb Foto: APOTHEKE ADHOC

Auch Ärzt:innen gehörten zur Kundschaft, die sich in der Apotheke gegen Covid impfen ließen. Die Kritik der Ärztefunktionäre an den Impfungen in der Offizin ist ihm bewusst. „Man muss das differenziert betrachten“, sagt der Apotheker, der Vizepräsident des Landesapothekerverbands Baden-Württemberg (LAV) ist. „Das eine ist die Meinung der berufspolitischen Vertreter. Vor Ort erleben wir das Gegenteil. Die Zusammenarbeit und Kommunikation mit den Ärzten funktioniert gut. Wir stehen nicht im Konkurrenzkampf zueinander, sondern bieten in der Apotheke ein zusätzliches Angebot.“ Kundinnen und Kunden, die in der Praxis geimpft werden wollten, würden bestärkt, dies auch zu tun.

Bei der Impfnacht etwa sei er völlig überrannt worden, auch weil der Hörfunk zuvor noch einmal berichtet hatte. Seine Apotheke sei die einzige weit und breit gewesen – was auch der Tatsache geschuldet gewesen sei, dass am selben Tag eine Sitzung bei der Abda stattgefunden habe und einige standespolitisch aktive Kolleginnen und Kollegen deswegen nicht mitmachen konnten.

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