ApoRetrO – der satirische Wochenrückblick

Apotheker Hempelmann tauscht sein A

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Berlin -

Apotheker Quentin Hempelmann hat schnell reagiert: Klappleiter raus und das Apotheken-A eigenhändig abgeschraubt. Und er hat auch sehr schnell eine Alternative gefunden und damit gleich zwei Probleme auf einmal gelöst.

Hempelmann ist aufgefallen, wer sich noch mit einem A präsentiert: Die Bundesagentur für Arbeit. Das Logo ist aus politisch vergleichsweise unverdächtigen Zeiten (2013) und hat seinen Shitstorm schon hinter sich: Die kostspielige Umstellung von rot auf weiß zu weiß auf rot hat seinerzeit sämtliche Gemüter erhitzt. Da droht also kaum noch Ärger. Und halbwegs modern sieht es auch noch aus.

Also besorgt sich Hempelmann das Arbeitsamt-A und dekoriert damit seine Hempelmann-Apotheke. Der Erfolg ist wechselhaft: Einige Laufkunden beschweren sich, dass sie die Apotheke nicht gleich gefunden haben. Dafür findet Hempelmann, was er schon lange gesucht hat: Verstärkung für sein Team. An einem Vormittag führt er Vorstellungsgespräche mit einer Approbierten, zwei PTA und einem Fahrer.

Doch irgendwann hat er seinen Personalengpass gelöst und die Missverständnisse mit den anderen Kunden nehmen überhand. Also wechselt er das Logo wieder und probiert nacheinander das Adobe-A, das A-Team-A und das App-Store-A. Dann das rote und das grüne Kreuz und das etwas filigranere österreichische Apotheken-A. Doch mit irgendwem gibt es immer Ärger, also kehrt Hempelmann schließlich zum gotischen A mit Schlange und Kelch zurück und erklärt jedem, der es wissen will, was es mit der Geschichte des Logos auf sich hat. Aber die Nachfragen halten sich inzwischen schon wieder deutlich in Grenzen.

Mal ehrlich: Unter den Großen Fünf Dingen, über die sich Apotheker:innen vergleichsweise wenig Sorgen machen mussten, zählte bis zum letzten Wochenende ihr Logo. Doch dann hat Jan Böhmermann eher fest als flauschig zu- und die Nazikeule ausgepackt. Denn das Logo sei 1936 entstanden und in Deutschlands dunkelster Stunde war sogar mal eine Rune darauf. Das stimmt. Was nicht stimmt: Dass die Nazis Fans der Frakturschrift waren. Also ist der Begriff „Nazizeichen“ schon ziemlich daneben.

Wir sind in unserem eigenen Podcast NUR MAL SO ZUM WISSEN trotzdem über das Stöckchen gesprungen, das uns der Satiriker hingehalten hat. Dass die Apotheken ein neues Logo brauchen, wurde allerdings schon in vorböhmermannschen Zeiten von der ein oder anderen fancy Werbeagentur vorgeschlagen. Bislang ist die Abda diesen Vorschläge nicht gefolgt und ich lehne mich mal weit aus dem Fenster: Auch beim diesjährigen Apothekertag wird es dazu keinen anderslautenden Beschluss geben.

Die einleitende Geschichte mit dem falschen A dürfte auch bei leichtgläubigeren ApoRetrO-Leser:innen spätestens aufgeflogen sein, als Approbierte und PTA aufs Arbeitsamt gingen, um sich einen Job zu besorgen. In Wirklichkeit haben sie bei Bedarf schon eine neue Stelle, bevor sie „Monster“ oder „Ingrid“ bei Google eingegeben haben. Die Personalnot in den Betrieben ist groß, viele der 235 Apotheken-Schließungen in diesem Jahr dürften auf ihr Konto gehen.

Das liegt nicht nur aber auch an den Arbeitsbedingungen. Wenn PKA-Einsteiger:innen statistisch an der Armutsgrenze liegen und diese drei PKA aus ihrem Alltag berichten, macht das nachdenklich. An den Arbeitgeber:innen liegt es nicht, die arbeiten oft selbst bis zum Umfallen.

Immerhin der Gesundheitsausschuss im Bundesrat hat verstanden, dass bei den Apotheken nicht weiter gespart werden darf. Leider ist das GKV-Finanzstabilisierungsgesetz in der Länderkammer nicht zustimmungspflichtig. Also müssen die Apotheken hoffen, dass Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach noch zur Vernunft kommt und sein Spargesetz anpasst.

Falls Sie es nicht bemerkt haben sollten: In dieser Woche ist das E-Rezept gestartet! Also in Westfalen-Lippe. In 250 Praxen in Westfalen-Lippe. Auf die statistischen Ausreißer müssen wir noch warten. Denn es stellen nicht alle zu 100 Prozent auf E-Rezept um wie Allgemeinarzt Stefan Spieren.

Wenn Sie sich für das Thema interessieren, sollten Sie unsere Zukunftskonferenz VISION.A nicht verpassen. Das Programm hat es wirklich in sich! Und wer es nicht nach Berlin schafft, kann dem Livestream folgen. Wir sehen uns!

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