PKA/PTA und Inhaberin berichten

Bestellung in Apotheken: Strategiecrasher Hochpreiser

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Berlin -

Apotheken stehen bei der Arzneimittelbeschaffung vor einer strategischen Grundsatzentscheidung: Alles aus einer Hand oder lieber mehrere Lieferquellen nutzen? Während manche Betriebe auf einen Hauptgroßhändler setzen, kombinieren andere gezielt verschiedene Bezugswege – auch aus wirtschaftlichen Gründen. Doch steigende Preise, Lieferengpässe und Direktbestellungen unter erschwerten Bedingungen machen die Wahl zur Herausforderung.

PKA und PTA Carmen Brill aus der Gaussturm-Apotheke in Dransfeld setzt auf zwei Großhändler. „Das ergibt nicht nur wegen Lieferbarkeiten Sinn, sondern auch, weil es immer spezielle Präparate gibt, bei denen der eine Großhändler besser aufgestellt ist als der andere.“ Zwar seien die Lieferzeiten beider Lieferanten nahezu identisch. „Hauptgroßhändler ist bei uns der, der näher dran ist. Der eine hat 15 Minuten Fahrtweg zu uns, der andere fast 45.“

Bei Direktbestellungen können Überweisergeschäfte besonders attraktiv sein. „Das ist sehr lukrativ – wir wickeln solche Geschäfte ausschließlich über unseren Hauptgroßhandel ab und teilen Bestellungen nicht auf.“ Über Außendienstmitarbeiter lassen sich bei Direktbestellungen zusätzliche Rabatte aushandeln. Erfolgt die Bestellung hingegen über einen Großhandel, werden die Präparate auch über diesen ausgeliefert – nicht direkt durch den Hersteller. „Man sollte grob im Kopf behalten, welchen Rabatt der Großhandel gewährt. So lässt sich gut abschätzen, welche Variante wirtschaftlich vorteilhafter ist.“

Großhandel mit ergänzendem Direktgeschäft

Inhaberin Julia Ludolf aus der Franklin Apotheke in Mannheim baut ebenfalls auf zwei Großhändler. „Das ist insofern eine schlaue Kiste, als dass man immer eine Alternative hat, wenn der eine Lieferant etwas nicht vorrätig hat.“ Wenn sich diese dann auch noch strukturell unterscheiden, könne das auch von Vorteil sein. „Wenn man da noch eine Genossenschaft hinten dran stehen hat, wie bei uns die Noweda, hat die nochmal ein ganz anderes Sortiment wie eine AHD oder eine Phoenix, die haben ja eine ganz andere Politik dahinter.“

Ohne Importeure oder Kooperationen gehe es aber nicht, „Da gibt es dann teilweise bessere Konditionen.“ Nach dem BGH-Urteil zum Skonto müsse man schauen, wo man bleibe. „Mittlerweile verstecken sich ja alle hinter diesem Urteil und dabei wollen sie es ja hoffentlich demnächst wieder aufheben, es ist ja wieder was im Gespräch“, erklärt Ludolf.

Strategiecrasher Hochpreiser

Trotz einer wohlüberlegten Beschaffungsstrategie bleibe die Problematik mit Direktbestellungen: „Bestimmte Arzneimittel – vor allem Hochpreiser – können wir nur direkt über die Firma beziehen und das oft mit einem Zahlungsziel von 30 Tagen. Da bekommen wir mittlerweile gar kein Skonto und gar nichts mehr drauf“, bemängelt Ludolf. „Da kann man schon in Schwierigkeiten kommen, wenn man innerhalb von 30 Tagen 15.000 Euro bezahlen soll.“ Und schließlich müsse es ja nicht bei einem Hochpreiser im selben Zahlungsraum bleiben.

„Früher war es üblich, dass man alles über den Großhandel bezogen hat. Aber wenn man gar kein Skonto und nichts mehr bekommt und dann den vollen Preis innerhalb des Zahlungsziels beschaffen muss, dann ist das einfach nicht schick.“ Über diese Problematik habe die Apothekerin schon oft und lange mit dem Verband gesprochen, „weil es schon allerhand ist, wenn Firmen sagen, dass sie gar nicht über den Großhandel liefern und alles direkt bestellt werden muss.“ Aber geändert habe sich bis jetzt dennoch nichts.

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