Führungsteam statt Filialleitung

PTA/PKA als Apothekenleitung: „Du kannst werden, was du willst“

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Berlin -

In den Glückauf-Apotheken von Marc Kriesten ticken die Uhren anders: Statt klassischer Apothekenleitungen sind Führungsteams bei ihm verantwortlich. Während in der einen Filiale eine PTA die Apotheke mitführt, ist es in der anderen Apotheke eine PKA. „Wir haben aufgehört mit klassischen Hierarchien und denken in echten Unternehmensstrukturen“, sagt Kriesten.

Kriesten will in seinen Apotheken in Dinslaken Abläufe vereinfachen und die Stärken seines Teams fördern. „Ich habe Management im Master studiert, also außerhalb der Apothekenbranche. Als ich mich selbstständig gemacht habe, war mein Ziel, professionelle Unternehmensstrukturen aufzubauen, um mich unabhängig und auch ein Stück weit überflüssig zu machen“, sagt er.

PTA und PKA in Führungsverantwortung

Kriesten hat sich über die Jahre ein Führungsteam aufgebaut, eine klassische Apothekenleitung gibt es bei ihm nicht. „Wir haben immer eine fachliche Leitung – logischerweise eine Apothekerin und in der Filiale eine offizielle Filialleitung. Das heißt aber nicht, dass sie mit den klassischen Aufgaben in den typischen Hierarchien verbunden sind.“

In einer Filiale besteht das Führungsteam aus Apothekerin und PTA. „Die Personalplanung und auch die tatsächlichen Personalentscheidungen liegen bei der PTA“, erklärt Kriesten. In seiner anderen Apotheke leitet seine Stellvertreterin gemeinsam mit einer Kollegin die Apotheke: „Das Pendant zur PTA ist hier eine PKA mit viel Personal, die ihre eigenen organisatorischen Entscheidungen trifft und den kompletten Einkauf unter sich hat, also auch wirklich selbstverwaltend ist.“

Diese PTA und PKA haben gegenüber den anderen Mitarbeitenden eine Weisungsbefugnis. „Die ist natürlich nicht fachlich, aber organisatorisch. Das heißt: Wir haben aufgehört mit klassischen Hierarchien und denken in echten Unternehmensstrukturen“, stellt der Inhaber klar.

Potenziale nutzen, Personal schulen

Kriestens Team gefalle das Konzept; dennoch gebe es auch „normale“ PKA, PTA und Apothekerinnen, „die gerne Verantwortung in ihrem Bereich tragen, aber keine Gesamtverantwortung möchten.“ Dass auch neue Kolleginnen und Kollegen die besondere Ausrichtung schätzen, erlebte der Inhaber unlängst bei einer neu eingestellten PKA mit einer Leidenschaft für Social Media und Marketing: „Sie hätte nie gedacht, dass sie sich so weiterentwickeln könne und das machen dürfe, wofür sie eine Leidenschaft hat. In ihrem letzten Job habe sie das gar nicht gedurft.“ Menschen seien so „per se einfach glücklicher.“

In den vergangenen Jahren sei der Inhaber „ungeschliffenen Diamanten“ begegnet, die ihren Beruf lieben, aber weitere Qualitäten ausbauen wollen. „Genau dieses Potenzial nutzen und entfalten wir zusammen.“ Dafür sind laut Kriesten Weiterbildungen und Coachings, vor allem für die Führungsteams, unerlässlich.

Der Inhaber betont, dass dies nicht zu unterschätzen sei. „Wenn man nicht geschliffen wird, dann fängt man an, irgendetwas zu machen.“ Für ihn war das die Management-Ausbildung und die Möglichkeit, sich auszuprobieren. Gleiches gelte für seine Mitarbeitenden: „Sie brauchen das notwendige Werkzeug für ihre Tätigkeiten, ohne geht es nicht.“ Wichtig sei, Zeit und Ressourcen in die Ausbildung zu investieren. „Meine CEO war anfänglich PTA bei uns. Sie wollte gerne noch studieren – und dann haben wir gesagt: Kein Problem, wenn du zurückkommen willst, dann haben wir hier einen Platz für dich.“ Sein Credo: „Du kannst bei uns werden, was du willst.“

Das bedeute aber auch, dass man Angestellte gehen lassen müsse. „Eine PTA habe ich an ein ganz anderes Unternehmen verloren – wobei das das ganz falsche Wort dafür ist.“ Sie wolle sich ausprobieren und gegebenenfalls zurückkommen. „Manchmal wollen Menschen in andere Bereiche hineinschauen, dort wachsen und neue Impulse bekommen.“

Rezeptabrechnung remote

Dazu gehört laut Kriesten auch, scheinbar Unmögliches möglich zu machen. Eine PTA wollte nach der Ausbildung ein Jahr ins Ausland, doch dann kam die Pandemie. „Wir haben danach dafür gesorgt, dass sie nach Neuseeland gehen kann. Am Ende lief es darauf hinaus, dass sie sich um die Rezeptabrechnung und -kontrolle gekümmert hat.“

Dabei handelte es sich nicht um Belieferungsprozesse oder kritische Angelegenheiten, vor allem wegen des Zeitunterschieds. Dennoch war das Team vor Ort entlastet, und die Reisende könne sich etwas dazuverdienen, ohne im Ausland auf Jobsuche gehen zu müssen. „Im Prinzip wurden für uns die Rezepte über Nacht bearbeitet und am nächsten Morgen hatten wir sie fertig im Postkasten.“

Kriesten betont abschließend: „Für uns gibt es die Option, dass es nicht machbar ist, erstmal nicht.“

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