Apothekenhonorar

Röslers Tabelle

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Berlin -

Nachdem die Zahlen mehrere Monate lang geprüft worden waren, blieb am Ende eine Tabelle übrig. Bis auf den Euro hatten die Mathematiker des Statistischen Bundesamts und die Beamten aus Bundeswirtschafts- und -gesundheitsministerium die Einkommenslage der Apotheken durchleuchtet. Der ganze Streit um Datengrundlagen und Rechenmethoden war hinfällig: Denn ähnlich zu ABDA und Treuhand war auch Destatis zu dem Ergebnis gekommen, dass die Kosten der Apotheken zwischen 2004 und 2011 um 38.000 Euro gestiegen waren und das Betriebsergebnis negativ belastet hatten. Doch die Ministerien wollen die Differenz nur soweit ausgegleichen, dass die Apotheken auch künftig nicht mehr verdienen als vor acht Jahren.

Laut Berechnung ist der Umsatz pro Apotheke seit der Umstellung auf das Fixhonorar um 19 Prozent auf 1,73 Millionen gestiegen. Für den Wareneinsatz mussten mit 1,28 Millionen Euro (plus 23 Prozent) aufgewendet werden; daher lag der Rohertrag bei knapp 450.000 Euro – das waren 6 Prozent mehr als 2004. Da aber die Kosten um 15 Prozent auf knapp 300.000 Euro in die Höhe gegangen waren, blieben den Apotheken brutto etwas mehr als 150.000 Euro übrig – 11.500 Euro oder 7 Prozent weniger als 2004. Mehr Arbeit, weniger Ertrag?

Dass diese Rechnung nicht stimmen kann, hat man auch in BMWi und BMG eingesehen. Genauso falsch ist aber laut ABDA die Formel: Mehr Arbeit, selber Ertrag. „Wir wollen mehr Geld für unsere Arbeit, nicht mehr Geld für mehr Arbeit“, heißt es aus der Jägerstraße. Denn wenn sich Investitionen in der Wirtschaft nicht auszahlten, stiegen alleine die Risiken. Dann würde die Ausweitung des Geschäfts zum Selbstzweck.

Doch die liberal geführten Ministerien sahen das anders: Die zusätzlichen Kosten wurden mit dem gestiegenen Rohertrag verrechnet, nur den Rückgang beim Betriebsergebnis sollen die Kassen aufkommen: Drei Viertel des Differenzbetrags von 11.500 Euro weist die Rechnung dem Rx-Bereich zu, macht 8625 Euro pro Apotheke. Umgelegt auf 35.000 Packungen je Apotheken stehen in der letzten Zeile die berühmten 25 Cent.

„Sachlogisch falsch und leistungsfeindlich“, schimpfte die ABDA daher in ihrer Stellungnahme. Nach dem Ansatz der Apotheker müssten die gestiegenen Kosten komplett ausgeglichen werden: Anteilig für den Rx-Bereich wären das 28.600 Euro und entsprechend 82 Cent je Packung.

In der Summe zeigt sich der Unterschied: Während nach der ABDA-Rechnung auf der Grundlage der Destatis-Zahlen ein Volumen von 621 Millionen Euro zusammenkäme, wollen BMWi und BMG nur 190 Millionen Euro zahlen. 431 Millionen Euro müssten die Apotheker selbst schultern.

Spannend wird auch die Haltung der Union sein: Während Gesundheitsexperte Jens Spahn (CDU) den Betrag von 8,35 Euro bereits vor Monaten ins Spiel gebracht hatte, verweigert das Ressort von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble erst einmal sogar den derzeitigen „Kleckerbetrag“.

Aus dem Topf der Krankenversicherung gäbe es nach aktuellem Stand 8625 Euro mehr pro Apotheke – das sind knapp 720 Euro pro Monat, brutto wohlgemerkt. Der als Sonderopfer auf 2,05 Euro erhöhte Kassenabschlag ist ebenfalls nicht eingepreist: 2004 mussten die Apotheken noch 2 Euro zahlen.

Das eigentliche Problem für die Apotheker ist aber, dass mit der sogenannten „Honorarerhöhung“ keine Defizite aus der Vergangenheit kompensiert werden, sondern die künftige Vergütung auf dem Niveau von 2004 für die Zukunft festgeschrieben wird. 162.394 Euro darf eine Apotheke in Deutschland verdienen – so sehen es die FDP-geführten Ministerien.

In der Begründung beziehen sich die Ressorts von Philipp Rösler und Daniel Bahr auf das Arzneimittelgesetz, nach dem bei der Berechnung der Preisspannen die „berechtigten Interessen der Arzneimittelverbraucher“ zu berücksichtigen sind. Abgesehen von der Frage, ob Patienten nur ausschließlich auf niedrige Preise aus sind: Im selben Paragraphen steht auch, dass auch den Interessen der Apotheken Rechnung zu tragen ist.

 


 


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