Deutscher Apothekertag

Preis: Eine Milliarde mehr für Apotheken

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Düsseldorf -

Große Erwartungen an den Deutschen Apothekertag (DAT): Laut Abda-Präsident Thomas Preis wird entscheidend sein, welche Eckpunkte Gesundheitsministerin Nina Warken (CDU) mitbringt. Die geforderte Honorarerhöhung könnte knapp eine Milliarde Euro kosten – doch sie ist laut Preis unabdingbar, um das Apothekensterben zu stoppen. Die Punkte aus dem Koalitionsvertrag müssten jetzt abgearbeitet werden.

Morgen startet der DAT. 300 Delegierte aus 34 Kammern und Verbänden kommen in Düsseldorf zusammen und werden an drei Tagen über die Zukunftsthemen und Versorgungsthemen der Apotheken diskutieren. Abda-Präsident Thomas Preis erwartet einen „spannenden“ DAT. Besonderes Highlight ist aus seiner Sicht der Besuch von Warken – und ob sie die Eckpunkte wie angekündigt mitbringen wird. Denn die seien nötig, um den Abwärtstrend der Schließungen aufzuhalten.

In den letzten zehn Jahren seien die Kosten um 60 Prozent und beim Personal um 80 Prozent gestiegen. „Viele Apotheken können steigende Kosten nicht mehr decken“, so Preis. Daher sei die Fixumserhöhung die wichtigste Forderung der Apotheken – und eine Dynamisierung. „Beides ist im Koalitionsvertrag festgelegt.“

Denn der Abwärtstrend gehe weiter. „Wir haben zahlreiche Apotheken verloren.“ 271 Schließungen stünden im ersten Halbjahr nur 33 Neueröffnungen gegenüber. Dies sei ein großes Signal: Neueröffnungen fänden fast gar nicht mehr statt, so Preis. Das sei ein Zeichen, dass das Betreiben von Apotheken wirtschaftlich uninteressant ist – das müsse sich dringend ändern.

Für Preis ist klar: „Das Apothekensterben wird weitergehen, es sei denn, es kommen schnell eine Honorarerhöhung und eine Dynamisierung.“ Knapp eine Milliarde Euro müsse die Bundesregierung in die Hand nehmen, um die Apotheken über ein höheres Fixum wirtschaftlich zu stabilisieren.

Zuschlag für Landapotheken

Preis will eine „zielgerichtete Förderung“ von Apotheken in strukturschwachen Gegenden, nicht nur auf dem Land. Wie könnte das aussehen? „Die Arzneimittelpreisverordnung muss weiter gelten. Wir haben Vorschläge gemacht; ein Modell könnte eine Staffelung sein, indem zum Beispiel auf die ersten 10.000 oder 20.000 Packungen ein höheres Fixum gezahlt wird.“

Wird es flankierend in diesem Jahr noch eine Kampagne geben, um den Forderungen mehr Nachdruck zu verleihen? „Das ist abhängig davon, wie die Bundesregierung jetzt reagiert. Eigentlich ist es ganz einfach: Wenn die Stärkung kommt, ist die Situation der Apotheken halbwegs gesichert. Wenn nicht, werden wir sehen.“

Dass das Honorar künftig verhandelt werden soll, findet Preis in Ordnung: Es sei der richtige Weg, um zu einer Dynamisierung zu kommen. Er hätte sich vorstellen können, das Ganze über automatische Anpassungen anhand definierter Parameter zu regeln. Aber die Politik habe sich für einen anderen Weg entschieden. Wichtig seien Leitplanken, damit die Apotheken nicht von den Kassen übervorteilt würden.

Apothekenklimaindex

In dem Zusammenhang stellte Preis den Apothekenklimaindex vor, der zum zehnten Mal durchgeführt wurde. Abgefragt wurden verschiedene Themenkomplexe – darunter Nachwuchsgewinnung, Motivations- und Stressfaktoren sowie gesundheitspolitische Prioritäten.

Die Befragung zeigt laut Preis, dass sich die Stimmung in den Apotheken „minimalst aufgehellt“ hat, nachdem es unter der Ampel und den Reformvorhaben einen totalen Stimmungseinbruch gegeben hat. Daher ist die Stimmungsbesserung laut Preis auf die neue Regierung und den Koalitionsvertrag zurückzuführen, mit dem die Regierung ein positives Signal gesetzt hat. Die „Apotheke light“ ist laut Preis ein für allemal in der Mottenkiste der Politik verschwunden. Warken müsse jetzt aber liefern. Denn Apotheker:innen seien von einer sofortigen Stärkung – einem Sofortprogramm für Apotheken – ausgegangen.

Gefordert werden zudem das Aufheben des Skonti-Verbots sowie eine stärkere Regulierung des Versandhandels. „Das Ärgernis des Versandhandels nimmt zu. Jeden Tag werden tausendfach Regelungen gebrochen – in keinem Bereich wird der Politik mehr auf der Nase herumgetanzt – das muss sich ändern“, so Preis.

Ein Stressthema in den Apotheken sind Lieferengpässe, bei denen ein neuer Negativrekord zu verzeichnen sei – mehr als 530 Arzneimittel sind derzeit nicht lieferbar. Die Versorgung würde zusammenbrechen, wenn Apotheker:innen ihre Kompetenz nicht nutzen und Alternativen finden würden, ist Preis sicher. Mehr als 20 Stunden werden pro Apotheke pro Woche in das Management von Lieferengpässen investiert.

„Hier brauchen wir dringend mehr Beinfreiheit.“ Denn jeden Tag komme eine neue Indikation, eine neue Krankheit, ein weiteres Medikament auf der Liste hinzu. „Fast jede Indikation ist betroffen.“

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