Pharmazie/Medizin

Gemeinsam studieren, getrennt examinieren

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Berlin -

An der Universität Leipzig werden künftig angehende Pharmazeuten und Mediziner gemeinsam studieren, also beispielsweise dieselben Kurse besuchen. Ihre Staatsexamen legen sie aber in jeweiligen Fachbereich weiterhin separat ab. Das bislang selbstständige Pharmazeutische Institut wird in die medizinische Fakultät integriert. Das sieht der Kompromiss der schwarz-roten Koalition zum Erhalt der Pharmaziestudienplätze in Sachsen vor.

Nach Angaben des SPD-Landtagsabgeordneten Holger Mann sollen die angehenden Apotheker die Kurse Anatomie, Physiologie und Krankheitslehre gemeinsam mit den Medizinern besuchen. Die Mediziner wiederum nehmen an den Pharmakologiekursen der Pharmazeuten teil. Eine weitergehende Verschmelzung der Studiengänge sei zunächst nicht vorgesehen und auch nicht möglich, sagt Mann. Für die Pharmaziestudenten sollen neue Forschungsschwerpunkte zur Mehrfachmedikation und zur Multimorbidität geschaffen werden.

Die alte Forderung, Medizin und Pharmazie in der Ausbildung zusammenzuführen, habe bundesweit noch nicht verwirklicht werden können, sagte auch Sachsens Wissenschaftsministerin Dr. Eva-Maria Stange (SPD). „Dies wird erstmals an der Universität Leipzig gelingen. Sie wird mit ihrer modellhaften Ausbildung im Fach Pharmazie beispielgebend für andere Regionen in Deutschland sein.“ Man gehe neue Wege und sichere gleichzeitig den Fachkräftebedarf der sächsischen Apotheken langfristig. „Die Universität Leipzig verfügt dafür über die nötige Kompetenz und die erforderlichen Kapazitäten.“

Laut Sozialministerin Barbara Klepsch (CDU) bietet die gemeinsame Ausbildung von Apothekern und Ärzten unter dem Dach der medizinischen Fakultät die Chance, auch in der Arzneimitteltherapiesicherheit neue gemeinsame Wege zu gehen. Sie verwies auf das „Vorzeigeprojekt ARMIN“, mit dem bereits Maßstäbe in der Zusammenarbeit zwischen Ärzten und Apothekern gesetzt worden seien. „Dies kann nun noch stärker in der Ausbildung von Ärzten und Apothekern verankert und auch wissenschaftlich weiterentwickelt werden.“

Professor Dr. Beate Schücking, Rektorin der Universität Leipzig, versprach: „Wir werden ein innovatives Studienmodell verwirklichen, das absoluten Modellcharakter haben kann und eine noch engere Verschränkung zwischen unseren lebenswissenschaftlichen Bereichen und der Medizinischen Fakultät ermöglicht.“ Sie dankte den beteiligten Ministerien und Abgeordneten dafür, dass man nach langen, konstruktiven Verhandlungen zu dieser Lösung gekommen sei und dass der Freistaat einen beachtlichen finanziellen Beitrag leiste.

Insgesamt sind bis zu drei Millionen Euro pro Jahr nötig. Vorbehaltlich der Zustimmung des Landtags kommen im kommenden Jahr 1,5 Millionen Euro aus dem sächsischen Haushalt. Diese Summe soll ab 2018 auf jährlich zwei Millionen Euro erhöht werden. Eine weitere Million Euro wird die Universität Leipzig jährlich aus Eigenmitteln aufbringen. Laut Mann wird das Bundesgesundheitsministerium zusätzlich mindestens 500.000 Euro Forschungsmittel beisteuern.

2010 hatten CDU und FDP den Abbau von 1042 Stellen bis zum Jahr 2020 beschlossen. Die Uni Leipzig wollte 21 davon auf das Pharmazie-Institut verteilen, das wäre die Schließung gewesen – zum Wintersemester 2012/2013 sollten keine neuen Pharmaziestudenten immatrikuliert werden. Die damalige Wissenschaftsministerin Professor Dr. Sabine von Schorlemer (parteilos) hatte für die Schließung plädiert, Sozialministerin Christine Clauß (CDU) ihr Veto eingelegt und damit die Schließung abgewendet. Seitdem wird gestritten. Seit 2013 nimmt die Uni nur noch 36 Studienanfänger auf. Ziel sei es, die Studentenzahl wieder auf mindestens 50 zu erhöhen.

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