Perspektivpapier

AOK-Chef: „Apotheke 2030“ ist der falsche Weg

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Berlin -

Dass sich die Apotheker mit ihrem Leitbild – dem Perspektivpapier 2030 – nicht nur Freunde gemacht hat, zeichnete sich schon auf dem Deutschen Apothekertag (DAT) in München ab. Nicht nur von Ärzten, sondern auch von den Kassen gibt es seitdem Kritik: Wolfgang Söller, Verwaltungsratsvorsitzender der AOK Bremen/Bremerhaven, meint, Apotheker sollten sich auf ihre Kernaufgaben konzentrieren.

Von der Idee, dass Apotheker künftig Patienten durch die Behandlung begleiten, hält Söller nicht viel: Dies sei zentrale Aufgabe des Mediziners, in der Regel also des Hausarztes. „Dafür bezahlen wir die Ärzte – und zwar nur sie“, betont Söller in der aktuellen Ausgabe des Magazins „Gesundheit und Gesellschaft“, das vom AOK-Bundesverband herausgegeben wird.

Aus Söllers Sicht ist es die Kernaufgabe von Apothekern, „dass sie prüfen, welche Medikamente sie an wen abgeben und ob die Patienten weitere Medikamente einnehmen, die sich möglicherweise damit nicht vertragen.“ Insofern ergänzten sie die Leistung des Arztes.

Für den Ärger der Apotheker über die Rabattverträge hat Söller, der hauptberuflich Geschäftsführer des Kommunalen Arbeitgeberverbandes ist, kein Verständnis. Er betont: „Die Rabattverträge sollen den Wettbewerb unter den pharmazeutischen Herstellern fördern und die Preise nicht ausufern lassen.“ Das funktioniere. „Wenn Apotheker es aber nicht mal schaffen, ihren Kunden zu erklären, dass es auf den Inhalt ankommt und nicht auf den Hersteller oder die Aufmachung der Verpackung des Medikaments, wie wollen sie einen Patienten dann in der gesamten Therapie begleiten?“

Es sei zwar zu begrüßen, dass sich die Apotheker Gedanken über die Zukunft machten. „Sie müssen sich aber auf ihre Kernaufgaben konzentrieren.“ Das Perspektivpapier sieht der AOK-Chef daher kritisch: „Den in dem Konzept beschriebenen Weg halte ich für falsch.“

Dass Apotheker sich darüber beklagen, dass sich die Rahmenbedingungen entscheidend verschlechtert hätten, kann Söller nicht nachvollziehen. „Sicherlich sind Apotheker heute einem stärkeren Wettbewerbsdruck ausgesetzt als früher, etwa durch Online-Apotheken“, räumt er ein. „Aber in welcher Branche in Deutschland ist das nicht so?“

Der ehemalige Vorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Dr. Andreas Köhler, hatte bereits auf dem DAT vor Missverständnissen gewarnt und erklärt, er befürchte einen „Riesen-Konflikt“, sollten die Apotheker versuchen, die Ärzte zu belehren. Er räumte aber auch ein, das Perspektivpapier könne der Aufbruch zu einem neuen partnerschaftlichen Verhältnis zwischen Arzt und Apotheker sein.

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