Inhaber schmeißt hin

PKV-Vergütung: „Wir impfenden Apotheker sind entsetzt“

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Berlin -

Die Preise für die Impfungen für Privatversicherte haben in Apotheken für Entsetzen gesorgt. „Für die privaten Krankenversicherungen impfen wir jetzt ‚quasi umsonst‘“, kritisiert Anna Singer von der Kurfürsten-Apotheke in München. „Warum verkaufen wir Apotheker uns so unter Wert?“, fragte sie beim Deutschen Apothekerverband (DAV) nach. Die Praxen erhielten deutlich mehr. Ein Kollege aus Eichstätt will angesichts der Preise in dieser Saison gar nicht impfen.

Dem DAV und dem Verband der Privaten Krankenversicherung (PKV) zufolge können Privatversicherte ab 18 Jahren jetzt auch Grippeimpfungen in Apotheken erhalten. Grundlage sei die Rahmenvereinbarung nach § 132 e Absatz 1 A Sozialgesetzbuch (SGB V), die zwischen dem DAV und dem GKV-Spitzenverband geschlossen worden sei. Für Privatversicherte sei keine Verordnung nötig, die Impfung sei „gemäß den Vorgaben der Rahmenvereinbarung im tariflichen Umfang zu erstatten“, informiert der Bayerische Apothekerverband (BAV).

In der Kurfürsten-Apotheke stößt die Nachricht auf Unmut. Singer rechnet den Fall aus Sicht der Versicherung vor: „Wenn der Privatpatient den Impfstoff auf Rezept in der Apotheke kaufen würde und danach zum Arzt zum Impfen geht, wird das die Kasse circa 45 Euro kosten, eventuell sogar noch mehr.“ Wenn er entsprechend der Vereinbarung direkt in die Apotheke zum Impfen gehe, zahle er nur 25,79 Euro. „Das ist nur unwesentlich mehr als der Impfstoff an sich kostet.“

Apothekenvergütung zu niedrig

Für die Apotheke bedeute das, dass sie für die Impfung einer oder eines Privatversicherten ohne Rezept mit Vaxigrip 11 Euro erhalte. „Wenn ein Privatpatient mit einem Privatrezept zu mir kommt und Vaxigrip kauft und ich nicht impfe, verdiene ich circa 8,30 Euro am Impfstoff.“ Eine Impfung dauere inklusive der „komplizierten Abrechnung“ mindestens zehn Minuten ohne Dokumentation. „Ich frage mich, ob von den Verhandlungsführern eigentlich jemand rechnen kann. Wir impfenden Apotheker sind wirklich entsetzt.“

Die Apothekerin fragt sich, warum sich die Standesvertretung „so unter Wert“ verkaufe. Dass in den Medien Ärzte zu Wort kommen, die auf den hohen Verdienst der Apotheken beim Impfen hinwiesen, ärgert sie zusätzlich: „Ich gehe davon aus, dass die Impfleistung beim Arzt im Durchschnitt 22 bis 35 Euro betragen wird. Warum ist eine Impfung in der Apotheke weniger wert als beim Arzt?“ Sie fordert den DAV auf, nachzuverhandeln.

Der DAV antwortete der Apothekerin, dass die Vergütung für Privatversicherte nicht auf einer „Rahmenvereinbarung“ mit dem DAV beruhe, sondern gesetzlich geregelt sei und der Vergütung von gesetzlich Versicherten entspreche. In letzterem Fall sei der DAV bis vor die Schiedsstelle gegangen, um eine höhere Vergütung zu erzielen. „Im Übrigen haben weder der DAV noch Landesapothekerverbände ein Verhandlungsmandat mit der PKV“, heißt es in der Antwort.

In dem Münchener Betrieb wird dennoch auch in dieser Saison geimpft – und damit im dritten Jahr. Die Impfungen gegen Influenza komme bei der Kundschaft „sehr gut an“ und werde geschätzt. „Wir haben sofort damit angefangen, als es für Apotheken möglich wurde“, sagt Singer. „Anfänglich haben wir auch gegen Covid geimpft, das ist aber aufgrund des noch höheren Aufwands bei der schlechten Vergütung nicht mehr möglich für uns.“

Inhaber streicht Impfung

Gegen ein Impfangebot hat sich Martin Regensburger junior von der Gabrieli-Apotheke in Eichstätt entschieden. Die PKV-Vergütung sei „komplett im Keller“, kritisiert er. „Ich habe lange mit mir gehadert, ob ich trotz Personalmangel dieses Jahr impfe, aber nun werde ich das sein lassen, da stehe ich lieber im HV und unterstütze meine Angestellten.“ An den Preisen sehe man, wie viel das Impfen in dieser Saison den verschiedenen Parteien wert ist.

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