Zurück an den Verhandlungstisch!

Patientenbeauftragter kritisiert IKK classic

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Berlin -

Der Patientenbeauftragte der Bundesregierung, Stefan Schwartze, fordert die IKK classic auf, mit den Apotheken neu zu verhandeln. Auf Einladung von Apothekerinnen und Apothekern aus dem Kreis Herford informierte er sich vor Ort über die Probleme bei der Hilfsmittelversorgung und die Ursachen dafür.

Seit Juli können Apotheken die Versicherten der IKK classic nicht mehr auf Kosten ihrer Krankenkasse mit Hilfsmitteln versorgen, darunter Inhalationsgeräte, Nadeln für Insulin-Pens. Der Grund: „Die Krankenkasse hat zum 30. Juni den Vertrag gekündigt, der die Vergütung der Apotheken für die Abgabe vieler Hilfsmittel an Patienten regelt“, erklärt Apotheker Jens Kosmiky, Vorstandsmitglied im Apothekerverband Westfalen-Lippe (AVWL). „Die IKK classic hat zwar einen neuen Vertrag vorgelegt, der aber absolut unwirtschaftlich ist – da muss man noch Geld mitbringen!“

Ein Punkt, den auch Kreisvertrauensapotheker Edward Mosch anprangert. „Die IKK classic hat die Vergütung für viele Hilfsmittel teils um mehr als 30 Prozent gesenkt. Was vorher schon nur mit guten Einkaufskonditionen abzufangen war, ist nun faktisch unmöglich geworden.“ Dadurch entstünden Mehrkosten, die entweder die Apotheke oder der Versicherte übernehmen müsse. „Letztlich geht das alles zu Lasten der Patienten!“

Schwartze sieht das Problem. „Den Krankenkassen fehlt Geld, daher muss gespart werden.“ Die Kosten auf den Patienten abzuwälzen, könne aber nicht die Lösung sein.

Schon mehrere Vorstöße

Genau diese Gefahr sehen jedoch die Apotheker zunehmend: Denn es sei nicht das erste Mal, dass eine Krankenkasse versuche, im Hilfsmittelbereich Dumpingpreise durchzudrücken. Vor drei Jahren bereits habe die AOK NordWest im Bereich der Inkontinenzversorgung Konditionen unterbreitet, zu denen eine Versorgung schlicht unmöglich sei. Und sollte die IKK classic mit ihrem Vorstoß Erfolg haben, könnten weitere Kassen nachziehen, fürchten die Apotheker.

Kosmiky ist sich sicher: „Das Resultat wäre eine unzureichende Versorgung der Patienten und dafür müssten sie auch noch mehr bezahlen!“ Fraglich sei auch, ob die anfallenden Mehrkosten überhaupt von dem Versicherten bezahlt werden können. Schlimmstenfalls würde dann auf die notwendige Therapie verzichtet, was in deutlich teureren Folgebehandlungen resultieren könnte. „Und die zahlt dann wieder die Krankenkasse – das ist doch eine Milchmädchenrechnung“, ärgert sich Mosch.

Annika Storck, Apothekerin aus Spenge, bringt ein aktuelles Beispiel: Am vorangegangenen Freitagnachmittag kam eine junge Mutter in ihre Apotheke. Der Arzt hatte einen Medikamentenvernebler, also ein Inhalationsgerät für ihr Baby verordnet. „Natürlich haben wir solche Produkte vorrätig, schließlich müssen solche Therapien schnellstmöglich begonnen werden.“ Da Mutter und Kind aber beide bei der IKK classic versichert waren, durfte sie nicht beliefern.

„Bei der Suche nach einem entsprechenden Vertragspartner habe ich der Mutter natürlich geholfen, schließlich lässt man seine Patienten nicht im Regen stehen“, sagt die junge Inhaberin. Das ernüchternde Ergebnis: Die Mutter hätte für die benötigten Artikel entweder 30 Kilometer fahren oder sie online bestellen müssen, mit angekündigtem Lieferdatum am kommenden Montag. „Das ist für ein Baby mit Atemwegserkrankung viel zu lange“, so Storck.

Kosten abgewälzt

„Es wäre sehr wünschenswert, wenn sich die Krankenkassen wieder an den Verhandlungstisch mit den Apotheken setzen würden“, so Schwartze. Kosmiky glaubt nicht, dass dies zu einem Erfolg führt: „Bei dem Vertrag der IKK classic gab es keine Verhandlungen, das war ein Diktat, nach dem Motto: ‚Friss oder stirb‘.“

Letztlich gehe es um eine vernünftige Versorgung der Bevölkerung, stellt Schwartze klar: „Eine ‚Rosinenpickerei‘, bei der die Krankenkassen unwirtschaftliche Aspekte einfach auf Apotheken und Versicherten abwälzen, kann nicht das Ergebnis sein.“

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