Mecklenburg-Vorpommern

Greifswalder Medikationskonsil gestartet

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Berlin -

Das Greifswalder Medikationskonsil ist in seine Testphase gestartet. Ärzte der nordostdeutschen Region können seit März Patienten der AOK Nordost einen umfassenden Medikationsplans durch eine Apotheke verordnen. Getragen wird das Projekt gemeinsam von der AOK Nordost, vom Apothekerverband und der KV Mecklenburg-Vorpommers sowie vom Ärztenetz „Grypsnet“.

Die Beteiligten gehen mit dem Medikationskonsil noch einen Schritt weiter, als der Gesetzgeber es im E-Health-Gesetz verlangt. Ziel ist es, durch bessere Zusammenarbeit zwischen Vertragsärzten, Apothekern und Patienten unerwünschte Arzneimitteleffekte, die unter anderem durch Neben- und Wechselwirkungen von Medikamenten oder Doppel- und Mehrfachverordnungen verursacht werden, zu vermeiden. „Wir sind davon überzeugt, dass eine Lösung dieses Problems nur gemeinsam und im Dialog gelingen kann“, sagt Harald Möhlmann, Geschäftsführer Versorgungsmanagement der AOK Nordost. „Das Medikationskonsil ist ein innovativer Ansatz, um die Arzneimitteltherapien für die Patientinnen und Patienten zu verbessern.“

Wenn aus Sicht des Arztes die Medikation eines Versicherten der AOK Nordost überprüft werden sollte, verordnet er auf einem normalen Rezeptformular das Medikationskonsil. Dieses Rezept kann dann vom Patienten in einer am Vertrag mitwirkenden Apotheke in Greifswald eingelöst werden. Dort wird bei einem persönlichen Gespräch zwischen Patient und Apotheker die Gesamtmedikation erfasst.

„Auf Basis dieses Gesprächs wird vom Apotheker ein individueller Medikationsplan mit pharmazeutischen Hinweisen und Empfehlungen erstellt. Dieser wird dann dem verordnenden Arzt zur Verfügung gestellt“, erklärt Axel Pudimat, Vorsitzender des Apothekerverbandes MV. Im Nachgang hält der Arzt, falls notwendig, Rücksprache mit weiteren Behandlern und entscheidet über eine Therapieanpassung. Abschließend wertet er die Ergebnisse gemeinsam mit dem Patienten aus.

„Wichtig für die behandelnden Ärzte ist, dass sie in dieser Gesamtaufstellung der Medikation auch über selbst gekaufte Arzneimittel des Patienten informiert sind. Liegen alle pharmazeutischen Fakten auf dem Tisch, können die behandelnden Ärzte eine bestmögliche Koordinierung der Medikation finden und ungewollte Arzneimittelnebenwirkungen weitestgehend vermeiden“, so Fridjof Matuszewski, stellvertretender Vorstand der KVM. Er erhoffe sich mit dem Medikationskonsil, die Therapietreue zu verbessern und letztlich die Lebensqualität der Patienten, trotz ihrer Erkrankung, zu erhöhen.

Das E-Health-Gesetz sieht dagegen vorerst nur den Anspruch auf einen papiernen Medikationsplan der Patienten vor, die kontinuierlich mehr als drei Medikamente gleichzeitig nehmen. Dieser Plan soll später auch auf der elektronischen Gesundheitskarte gespeichert werden. Das Medikationskonsil fasst darüber hinaus die Informationen von Patient, Apotheker und behandelndem Arzt zusammen und findet durch die Zusammenarbeit individuelle Lösungen.

Das Medikationskonsil wird von einem gemeinsamen Lenkungsausschuss begleitet, der auch die wissenschaftliche Auswertung sicherstellt. Hierbei soll analysiert werden, ob die Ansätze des Medikationskonsils geeignet sind, die Therapiesicherheit, die Zufriedenheit aller Beteiligten und die Wirtschaftlichkeit der Arzneimittelversorgung zu erhöhen. Mit ersten Ergebnissen rechnen die Vertragspartner Ende 2016.

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