Standespolitik

Engelen macht nach 14 Jahren Schluss

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Berlin -

Lutz Engelen macht Schluss. Nach 14 Jahren an der Spitze der Apothekerkammer Nordrhein (AKNR) räumt der streitbare Apotheker seinen Stuhl. 2019 will er zur Präsidentenwahl nicht mehr antreten. Künftig will sich der dann 62-jährige auf seine Grenzland-Apotheke in Herzogenrath konzentrieren. „14 Jahre sind genug, ich möchte das Präsidentenamt in jüngere Hände weiterreichen“, bestätigte Engelen seinen Entschluss.

Seit einiger Zeit hat Engelen bereits seinen Rückzug vom Präsidentenamt vorbereitet. Es gibt Kandidaten für seine Nachfolge. Verraten will Engelen Namen aber nicht. „Dass muss die konstituierende Kammerversammlung im nächsten Jahr entscheiden“, so Engelen. Bei seiner Wiederwahl im Jahr 2014 hatte Engelens „Aktive Liste Zukunft“ zwar die meisten Stimmen erhalten, aber sieben Plätze verloren. Er war damit auf die Unterstützung durch andere Listen angewiesen.

In der Kammerversammlung Nordrhein sind 121 Apotheker vertreten, 31 von ihnen gehören zu Engelens Liste. Die Liste „Handeln schafft Zukunft“ erreichte bei der Wahl 21 Sitze und wurde damit zweitstärkste Fraktion. Darin hatten sich Vorstandsmitglieder zusammengeschlossen, die sich von der Aktiven Liste abgespalten hatten. Die „Liste der Erfahrung“ ist mit 18 Delegierten vertreten, die „Schweigende M(ehrheit) ist die Basis“ mit zehn und „Pharmazie Leben“ mit vier.

Neben seinem Präsidentenamt war Engelen auch auf Bundesebene für die Apothekerschaft aktiv. Vier Jahre lang war er Vizepräsident der Bundesapothekerkammer (BAK). „Ich bin an Erfahrung reich geworden“, zieht Engelen ein versöhnliches Resümee seiner Arbeit in der Standespolitik.

Mit „Athina“ hat Engelen in Nordrhein ein eigenes Projekt zur Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS) auf den Weg gebracht. Mittlerweile kommt das Konzept außerdem in Baden-Württemberg, Bremen, Hessen und Niedersachsen zum Einsatz. Im Rahmen des Projekts lernen die Apotheker die AMTS-Grundlagen und die strukturierte Vorgehensweise zur Durchführung einer erweiterten Medikationsanalyse. Als Athina-Vorbild diente der „Brown Bag Review“ in den USA: Patientenfälle aus dem Apothekenalltag werden bearbeitet und vertieft.

Gemeinsam mit dem Patienten findet eine ausführliche systematische Analyse aller Arzneimittel und Nahrungsergänzungsmittel (NEM) statt. Die Pharmazeuten überprüfen die Medikation auf Verfallsdaten, Doppelverordnungen, Einnahme/Anwendung, Dosierungen, Kontraindikationen und Interaktionen. Bei Optimierungsvorschlägen wird der Arzt, nach Einverständnis des Patienten, kontaktiert. Zentrales Ziel ist die Vermeidung von unerwünschten Arzneimittelwirkungen und damit Erhöhung der AMTS. Zudem wird auch die Adhärenz gefördert.

Anfangs belächelt wurde Engelen für sein Initiative „Amrino“ zur Verbesserung der Arzneimittelversorgung in Altenheimen. Die AKNR hatte bereits 2006 eine Weiterbildung Geriatrische Pharmazie ins Leben gerufen und neue, interdisziplinäre Versorgungsmodelle zur Reduktion arzneimittelassoziierter Schädigungen mitentwickelt und geschult. Daraus entstanden ist inzwischen das von Innovationsfonds unterstützte OAV-Projekt (Optimierte Arzneimittelversorgung für pflegebedürftige geriatrische Patienten) gemeinsam mit der AOK Nordost. Mit Erfolg: Die Zahl der Krankenhauseinweisung ist dadurch um 40 Prozent in diesen Heimen gesunken.

In der Berufspolitik bekannt geworden ist Engelen aber auch und vor allem wegen seiner kritischen Einstellung zur ABDA. Immer wieder war der Kammerpräsident mit dem Vorgehen der ABDA nicht einverstanden. Mal drohte Engelen mit dem Austritt der Kammer aus der ABDA. Dann zog er sich schmollend von Deutschen Apothekertag (DAT) zurück und verzichtete demonstrativ auf Anträge.

Seit langen Jahren verfolgt Engelen sein Projekt „ABDA in den G-BA“. Bereits 2013 stellte die AKNR den Antrag, mit dem sich die Apotheker für eine Mitgliedschaft im G-BA aussprechen sollten. Engelen wollte im Gremium nicht Ärzten und Kassen die Entscheidung über Arzneimittel überlassen. Es sei „inakzeptabel“, nicht zu versuchen, in den Ausschuss zu kommen. Die ABDA stemmte sich gegen Engelen. Eine knappe Mehrheit stimmte schließlich dagegen. Aber immer noch hat Engelen seine Hoffnung nicht aufgegeben: „Pharmazeutischen Dienstleistungen sind die Zukunft unseres Berufsstandes“, sagt er fünf Jahre später, „deshalb müsse wir Apotheker eine Sitz im G-BA erhalten, damit wir als Dienstleiter für Gesundheit anerkannt werden.“

Trotz aller berufspolitischer Konflikte verlässt Engelen den Präsidentenstuhl nicht im Groll – im Gegenteil: „Ich bin angetreten, pharmazeutischen Dienstleistungen in den Berufsstand zu tragen. Und ich bin sehr zufrieden, dass wir in und mit der Apothekerkammer Nordrhein mit Athina und Amrino soviel nach vorne gebracht haben.“

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