Barrierefreiheit

Ärzte fordern Geld für Umbauten

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Berlin -

Die Mehrheit der Arztpraxen ist nicht barrierefrei. Das Problem hat auch die Ärzteschaft erkannt – und fordert finanzielle Unterstützung für den Umbau. Aus Sicht der Mediziner sollten die Krankenkassen oder der Bund mit für die Barrierefreiheit aufkommen. Die Ärzte versichern zudem, sich des Problems bewusst zu sein und bereits zu handeln.

Laut der Antwort von Staatssekretärin Annette Widmann-Mauz (CDU) auf eine schriftliche Anfrage der linken Abgeordneten Sabine Zimmermann verfügt nur rund jede fünfte Praxis über einen barrierefreien Zugang. Bei rollstuhlgerechten Praxisräumen, Behinderten-Parkplätzen und -Toiletten sowie flexiblen Untersuchungsmöbeln sah es schlechter aus.

Ein Sprecher der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) erklärt, die niedergelassenen Ärzte und Psychotherapeuten seien für das Thema Barrierefreiheit sensibilisiert. „Viele Praxen sind bereits barrierefrei oder doch zumindest barrierearm.“

Bei der Neueinrichtung von Praxen gilt laut KBV das jeweilige regionale Baurecht. „Was die Umrüstung älterer Praxen angeht, darf nicht vergessen werden, dass eine Barrierefreiheit häufig mit Kosten in sechsstelliger Höhe verbunden ist.“

Besonders schlecht ausgestattet sind dem zugrundeliegenden Bericht der Stiftung Gesundheit zufolge Zahnmediziner und Kieferchirurgen: Nur 15 Prozent der Praxen verfügen demnach über einen ebenerdigen Zugang oder einen Aufzug. Dr. Wolfgang Eßer, Vorstandsvorsitzende der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV), betont: „Bereits seit vielen Jahren ist die Vertragszahnärzteschaft für das Thema sensibilisiert.“

Die Zahnärzte bekräftigen ihr Ziel, allen Menschen einen barrierearmen Zugang zu einer bedarfsgerechten Versorgung zu ermöglichen. „Allerdings erfordert das erhebliche Investitionen, an denen auch die Krankenkassen angemessen beteiligt werden müssen“, so Eßer. Entsprechende Belastungen könnten nicht den Zahnärzten allein auferlegt werden, denn der Abbau von Barrieren sei ein gesamtgesellschaftliches Anliegen.

Eßer appelliert außerdem an die Bundesregierung, ein Programm der Kreditanstalt für Wiederaufbau aufzulegen, um zusätzlichen Spielraum für die barrierearme Ausgestaltung von Praxen zu schaffen. Immerhin habe sich die Regierung mit dem Nationalen Aktionsplan zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention verpflichtet, gemeinsam mit Ärzten, Zahnärzten und den Ländern ein Konzept vorzulegen, das Anreize schafft, um Investitionen zum Abbau von Barrieren in Angriff zu nehmen.

Laut Stiftung Gesundheit verfügen 22 Prozent der Allgemeinmediziner über einen barrierefreien Zugang – sie bewegen sich damit im Durchschnitt der Fachrichtungen. Am besten ausgerüstet sind demnach Radiologen mit 37 Prozent behindertengerechten Zugängen.

Auf die Erhebung hat die Kassenärztliche Vereinigung Berlin (KV) bereits reagiert und erklärt, die Berliner Hausärzte seien besser als der Bundesdurchschnitt auf behinderte Patienten eingestellt: Eine Umfrage unter den Ärzten, an der sich auch 361 praktische, allgemeinmedizinische und internistische Praxen beteiligt hatten, habe ergeben, dass 38 Prozent von ihnen vollkommen barrierefrei sind.

Weitere 15 Prozent sind demnach bedingt barrierefrei und nochmals 36 Prozent für Gehbehinderte gut zugänglich. Bei 86 Prozent der hausärztlich tätigen Praxen ist eine Untersuchung im Rollstuhl möglich. Aus Sicht der KV zeigt diese Momentaufnahme, „wohin der Trend geht“. Die Berliner Praxen lägen klar über dem Bundesdurchschnitt.

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