Barmer-Versorgungsverträge

Apotheker müssen sich hinten anstellen

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Um die Versorgung der Patienten zu verbessern, können Krankenkassen Verträge mit Leistungserbringern schließen. Die Vereinbarungen sind für alle Seiten attraktiv: Die Kassen können sich durch das Angebot von Wettbewerbern abheben, die Leistungserbringer bekommen eine Vergütung für den erbrachten Service. Während die Barmer zunächst eine Vorreiterrolle auf dem Gebiet der neuen Versorgungsformen unter Beteiligung der Apotheker eingenommen hatte, ist die weitere Kooperation offen.

Der angekündigte Nachfolger des Barmer-Hausapothekenvertrages lässt weiter auf sich warten. Grund sind der Kasse zufolge die Schiedsverfahren mit den Hausärzteverbänden, die offenbar alle Kapazitäten binden. Die Probleme bei den Verträgen zur hausarztzentrierten Versorgung, die alle Kassen eigentlich seit 30. Juni anbieten müssen, sind einem Sprecher zufolge so vielschichtig, dass es derzeit keine Gespräche mit den Apothekern in dieser Sache gibt. Die Barmer wolle sich zunächst auf die Mediziner konzentrieren, hieß es.

Die Apotheker hängen damit in der Warteschleife. Dabei schien der Vertrag zur integrierten Versorgung zunächst eine Erfolgsgeschichte zu werden. Zuletzt hatten 18.600 Apotheken an dem zwischen Deutschem Apothekerverband (DAV) und Barmer geschlossenen Hausarzt-/Hausapothekenvertrag teilgenommen. Die Vereinbarung war damit nach Angaben des DAV das bisher größte Vertragsprojekt seit Einführung der integrierten Versorgung.

Doch ein Urteil des Bundessozialgerichts, wonach die Mittel der Anschubfinanzierung nicht für den Vertrag genutzt werden durften, entzog ihm die finanzielle Grundlage. Beide Seiten hatten jedoch bei der Kündigung durch die Barmer Ende vergangenen Jahres Interesse an einem gesetzeskonformen Nachfolger bekundet.

Trotz des aktuellen Stillstands hält die Barmer an ihrem Ziel fest, die Apotheker im Rahmen der integrierten Versorgung - also bei der Patientenbetreuung durch mehrere Leistungserbringer - einzubeziehen. „Letztendlich wird es ohne die Apotheker nicht gehen“, sagte der Sprecher. Denn schließlich solle auf lange Sicht auch die Arzneimittelversorgung optimiert werden. Einen Termin nannte die Kasse nicht.

Stattdessen wackeln auch die anderen Barmer-Verträge: So steht der erst seit Jahresbeginn gültige Versorgungsvertrag für Diabetiker auf dem Prüfstand. Denn mit der Beteiligung von Seiten der Patienten ist die Barmer bislang nicht zufrieden. Wieviele Versicherte den Service bislang genutzt haben, konnte die Barmer zwar wegen noch ausstehender Abrechnungen auf Nachfrage nicht mitteilen. Die Zahl liegt den Angaben zufolge jedoch unter der Marke von 15.000, ab der eine Evaluation durch eine Patientenbefragung sinnvoll wäre.

Am morgigen Mittwoch soll es deshalb im Gespräch mit dem DAV darum gehen, ob das Engagement fortgeführt werden soll und wie die Ansprache der Patienten verbessert werden kann. Nach Angaben des DAV sind bislang 3.000 Apotheken dem Vertrag beigetreten. Für die Kontrolle der Blutzuckerselbstmessung ihrer Patienten konnten sie höchstens zweimal im Jahr eine Dienstleistungspauschale von 22 Euro abrechnen.

Daneben steht auch die Zukunft des Barmer-Serviceapothekenvertrags, bei dem die teilnehmenden Apotheken Asthma- und COPD-Patienten pharmazeutisch betreuen, in den Sternen. Angesichts der Fusion mit der GEK werde das Engagement der Kasse auf diesem Gebiet überprüft, sagte eine Sprecherin gegenüber APOTHEKE ADHOC. Da die Kasse ab Januar einen neuen Auftritt habe, gebe es zwei Möglichkeiten: Entweder der Vertrag werde umbenannt oder abgeschafft. Vor einem Jahr hatte die Kasse noch die Weiterentwicklung des 2004 geschlossenen Vertrags in Aussicht gestellt.

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