Interview Mohr-Lüllmann

„Apotheker brauchen eine Stimme“

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Eine Apothekerin kandidiert für den Deutschen Bundestag: Dr. Rita Mohr-Lüllmann will für die CDU über den Wahlkreis Bremen I ins Parlament. Die Fachapothekerin betreibt mit ihrem Mann ein Weiterbildungsinstitut für pharmazeutische Analytik. Seit 2003 ist sie Mitglied der Bremischen Bürgerschaft, seit 2007 stellvertretende Fraktionssprecherin der Bremer CDU und zuständig für den Bereich Gesundheit. Mit APOTHEKE ADHOC sprach sie über ihre Kandidatur, Quereinsteiger in der Politik und Josef Hecken.

ADHOC: Warum wäre es gut, eine Apothekerin im Parlament zu haben?
LÜLLMANN: Im Bundestag sitzen sehr viele Juristen und Lehrer, aber nur sehr wenige selbstständige Unternehmer. Und noch weniger Heilberufler. Da fehlt die Bodenhaftung: Apotheker haben täglich 4,1 Millionen Kundenkontakte und sind auch untereinander sehr gut vernetzt. Die Apotheker brauchen eine gemeinsame Stimme im Parlament.

ADHOC: Bremen ist eine SPD-Hochburg. Welche Chancen rechnen Sie sich aus?
LÜLLMANN: Natürlich ist meine Kandidatur anspruchsvoll, aber ich nehme die Herausforderung an. Immerhin ist auch mein Gegenkandidat von der SPD, Dr. Carsten Sieling, neu und nicht so bekannt wie sein Vorgänger. Außerdem vertritt Herr Sieling eine sehr linke Politik innerhalb der SPD. Ich setze mich dagegen für die bürgerliche Mitte, den Mittelstand ein. Mit dem allgemeinen Aufwind der CDU glaube ich, selbst die Hochburg Bremen knacken zu können.

ADHOC: Wie sind Sie zur Politik gekommen?
LÜLLMANN: Ganz zufällig. Ich wurde angesprochen, ob ich nicht in der Politik aktiv werden wollte. Meine spontane Reaktion war: „Ganz bestimmt nicht!“ Doch dann habe ich mich von meinem Mann überzeugen lassen und wurde 2003 in die Bremische Bürgerschaft gewählt. Ich bin eine klassische Seiteneinsteigerin.

ADHOC: Wie wurden Sie aufgenommen?
LÜLLMANN: Es gibt immer Gegenwind, auch nach innen gerichtet. Für jeden Neuen muss ein Alter gehen. Aber unter dem Strich zählen Argumente und natürlich viel Idealismus. Inzwischen bin ich stellvertretende Fraktionsvorsitzende. Das ist wohl das, was man eine erfolgreiche politische Karriere nennt.

ADHOC: Wie ist denn bislang Ihr Draht zur Bundespolitik?
LÜLLMANN: Natürlich muss man sich zunächst hinten anstellen und selbst bemühen, den Kontakt zur Bundesebene aufzubauen. Aber auf das Büro Widmann-Mauz kann ich mich verlassen, wenn ich ein Anliegen habe. Als gesundheitspolitische Sprecherin der CDU in Bremen nehme ich zudem an den Treffen der Gesundheitspolitiker der Bundesländer teil. Auch über diesen Kanal kann man Einfluss nehmen, beispielsweise auf die Tagesordnung der Sitzungen der gesundheitspolitischen Sprecher der Länder.

ADHOC: Sie sind auch Vizepräsidentin der Apothekerkammer Bremen.
LÜLLMANN: Das ist eine ideale Kombination: Bei der Berufsvertretung kann ich mein parlamentarisches Know-How einbringen und in der Politik die Interessensvertretung der Apotheker übernehmen. Aber ich trete nicht nur für die Apotheken an, sondern für den gesamten Gesundheitsbereich, den freien Beruf und den Mittelstand.

ADHOC: Könnten Sie sich vorstellen, in einem Ressort unter Josef Hecken als Gesundheitsminister zu arbeiten?
LÜLLMANN: Wird er Minister? Dann wissen Sie mehr als ich. Bevor wir über Personalfragen reden, müssen wir um jede einzelne Stimme kämpfen und die Menschen mit Inhalten überzeugen. Abgesehen davon finde ich die Aktivitäten von Herrn Hecken schon besonders fragwürdig.

ADHOC: Dann werden Sie doch Gesundheitsministerin.
LÜLLMANN: Das dauert wohl noch eine Weile. Obwohl Angela Merkel auf dem Bremer Marktplatz gesagt hat, sie könne Frauen wie mich gut gebrauchen.

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