Apothekenhonorar

AOK zweifelt an Kostensteigerung in Apotheken

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Berlin -

Der AOK-Bundesverband findet die vom Bundeswirtschaftsministerium (BMWi) geplante Anpassung des Apothekenhonorars „schwer nachvollziehbar“. Der Kassenverband bezweifelt, dass die Kostensteigerungen in den Apotheken nicht durch Mehreinnahmen abgefedert werden konnten – und würde daher gerne die konkreten Zahlen zur Kosten- und Gewinnsituation der Apotheken sehen.

 

Zunächst einmal dürften nur Kosten unter einer wirtschaftlichen Betriebsführung berücksichtigt werden: Gestiegene Kosten alleine seien „noch kein Beleg dafür, dass sie auch im Rahmen wirtschaftlicher Betriebsführung erfolgen“ und somit Anpassungsbedarf bestehe, heißt es in der Stellungnahme.

Deshalb sollten die dem Entwurf zugrunde liegenden Informationen transparent gemacht werden – sowohl zur Kosten- als auch zur Ertragslage der Apotheken. Eine reine Berücksichtigung der Kosten ohne Beachtung der umsatzbedingten Erlöse würde laut AOK nämlich „ein gravierendes Fehlverständnis des Begriffs der Leistungsgerechtigkeit – und zwar gerade auch bei betriebswirtschaftlicher Betrachtung – bedeuten“.

Den Bedarf unter Ausblendung der Einnahmeentwicklung zu begründen, sei „sachlich falsch, angreifbar und offensichtlich interessengeleitet“. Der Kassenverband weist darauf hin, dass sich der Umsatz der Apotheken in den letzten Jahren „nachhaltig erhöht“ hat: Seit 2003 sei die Zahl der abgegebenen Packungen um rund ein Drittel gestiegen. Da parallel auch noch die Preise gestiegen seien, sei der durchschnittliche Umsatz einer Apotheke seit 2003 von rund 1,4 Millionen Euro auf 2,1 Millionen Euro im Jahr 2010 gewachsen.

 

 

Zur Gewinnsituation äußert sich der AOK-Verband nicht. Der Rückgang bei der Apothekenzahl lässt sich aus Sicht der Ortskrankenkassen aber nicht auf negative ökonomische Rahmenbedingungen zurückführen: „Wir bewegen uns seit Jahren deutlich über dem Niveau von 21.000 Apotheken. So hat sich die Zahl der Apotheken in den letzten 20 Jahren grundsätzlich positiv entwickelt – und auch damals, in 1992, war bei 20.350 Apotheken berechtigterweise nicht von einem Apothekenmangel die Rede, obwohl die heute bestehende und zunehmend genutzte Option zum Arzneimittelversand noch nicht etabliert war“, heißt es in der Stellungnahme.

Möglicherweise gebe es bei Apotheken ähnlich wie bei Vertragsärzten Probleme durch eine regional unterschiedliche Verteilung. Dann sei es jedoch nicht angemessen, unwirtschaftliche Strukturen durch eine pauschale Anhebung der Vergütung zu stützen. Dazu wären andere Steuerungsmaßnahmen erforderlich, so der Verband.

Immerhin: Der AOK-Bundesverband attestiert den Apothekern, „eine wichtige und zentrale Aufgabe im Gesundheitswesen“ wahrzunehmen. „Eine angemessene Vergütung der Leistungen ist daher auch aus unserer Sicht grundsätzlich zu unterstützen“, heißt es. Jedoch führe die geplante Anhebung des Fixzuschlags zu einem unmittelbaren und deutlichen Anstieg der Arzneimittelausgaben. Dieser sei letztlich von den Versicherten zu tragen. Insbesondere vor dem Hintergrund der perspektivisch sinkenden Finanzreserven bedürfe die geplante Anpassung um voraussichtlich 162 Millionen Euro einer kritischen Prüfung.

 

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