Kassenchef Christopher Hermann

AOK: Mr. Rabattvertrag hört auf

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Berlin -

Christopher Hermann zieht sich zum Jahresende von seinem Amt als Vorstandsvorsitzender der AOK Baden-Württemberg zurück. Nach über acht Jahren an der Spitze der nach Versichertenzahlen fünftgrößten deutschen Krankenversicherung übergibt er zum ersten Januar 2020 an Johannes Bauernfeind, den derzeitigen Geschäftsführer der Bezirksdirektion Neckar-Fils.

Der Verwaltungsrat hat entschieden: In einer Sondersitzung am Freitag hat er einstimmig den 52-jährigen Bauernfeind zu Hermanns Nachfolger gewählt. Der Diplom-Volkswirt arbeitet seit vielen Jahren in verschiedenen Führungspositionen für die AOK Baden-Württemberg. Zunächst als Fachbereichsleiter Krankenhaus und Leiter der von ihm selbst aufgebauten Stabsstelle Versorgungscontrolling und Analytik in der Hauptverwaltung in Stuttgart, in den letzten fünf Jahren als Geschäftsführer der Bezirksdirektion Neckar-Fils mit Sitz in Esslingen. „Bauernfeind kennt damit sowohl die strategischen als auch die operativen Notwendigkeiten und Herausforderungen für die fünftgrößte Krankenkasse in Deutschland im hart umkämpften Krankenversicherungsmarkt in geradezu vorbildlicher Art und Weise“, schreibt die AOK.

Hermann ist seit Oktober 2011 im Amt. Mit ihm geht einer der bekanntesten und umstrittensten Kassenchefs der Republik. Er gilt als einer der Väter des Rabattvertragssystems, hat seine Einführung vorangetrieben wie kaum ein anderer. Nicht nur verhandelt die AOK Baden-Württemberg federführend für alle elf AOKen die Rabattverträge mit den Herstellern. Hermann war es auch, der einst mit DAV-Chef Fritz Becker die Verhandlungen über die Abgabemodalitäten in den Apotheken führte. Gleichzeitig ist Hermann entschiedener Gegner der Importquote, die er als „altes Bürokratiemonster“ und „planwirtschaftliche Subventionsgarantie“ für eine Handvoll Reimporteure sieht. Vergangenes Jahr sprach er sich dafür aus, das packungsbezogene Apothekenhonorar durch ein „flexibles Höchstpreissystem“ abzulösen. Damit könne ein „gesunder Wettbewerb“ und damit die fächendeckende Verteilung der Apotheken über das Bundesgebiet besser hergestellt werden.

In die Altersarmut dürfte Hermann nicht abrutschen: Seit Jahren wird er immer wieder in Zusammenhang mit seinem Vorstandsgehalt kritisiert. Mit 260.000 Euro Jahresgehalt zählt er zu den Topverdienern der Kassenbranche. Rechtsstreitigkeiten um eine Gleitklausel zur automatischen Erhöhung seines Gehalts brachten ihm vergangenes Jahr einige Kritik ein.

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