Enzym als Ursache

Plötzlicher Kindstod: Mögliche Ursache

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Berlin -

Der plötzliche Kindstod, kurz SIDS (Sudden Infant Death Syndrome) tritt zumeist in den ersten zwölf Lebensmonaten auf. Meistens stirbt das Kind nachts. Für die Eltern ist es ein Schock. Viele geben sich jahrelang die Schuld an dem Tod ihres Kindes, obwohl Mutter und Vater keinerlei Schuld treffen. Neue Erkenntnisse zeigen, was wirklich der Grund für SIDS sein könnte.

Der plötzliche Kindstod ist der unerwartete Tod eines gesunden Kindes. Ein eindeutiger medizinischer Grund wird in den meisten Fällen nicht gefunden. Das Tragische: Das Ereignis passiert nachts während die Kinder – und eben auch die Eltern – schlafen. Morgens ist es beim Eintreffen des Notarztes meistens zu spät, um medizinisch noch etwas zu tun.

Das Gute: Die Anzahl an Kindern, die an einem plötzlichen Kindstod sterben, geht immer weiter zurück. Starben vor 30 Jahren noch über 1000 Kinder pro Jahr plötzlich und unvorhersehbar, so sind es in den letzten Jahren zwischen 80 und 150 Kinder jährlich. Ungeachtet der jetzigen Erkenntnisse scheint die konsequente Aufklärung der Eltern über mögliche Risikofaktoren zum Rückgang der Todesfälle beizutragen.

Die Biochemikerin Dr. Carmel Harrington hat nun gemeinsam mit Kolleg:innen des Kinderkrankenhauses Westmead in Sydney eine mögliche Ursache des plötzlichen Kindstodes herausgefunden. Dass die Ursache im Gehirn liegen könnte wurde schon länger vermutet. Harrington und Kolleg:innen konnten diese Vermutung nun präzisieren. Der Auslöser scheint ein Enzym zu sein, welches das Aufwachen bei aussetzender Atmung verhindert. Dieser Defekt im Weckmechanismus des Gehirns müsste zur Prävention des SIDS frühzeitig erkannt werden. Die Wissenschaftler:innen wollen deshalb einen Screening-Test entwickeln, der das entsprechende Enzym als Biomarker nutzt.

Das Enzym, um das es hierbei geht heißt Butyrylcholinesterase (BChE). Bei Babys, die an plötzlichem Kindstod starben, war die Konzentration dieses Enzyms signifikant niedriger als bei gesunden Kindern. Dies zeigte eine Untersuchung an 60 verstorbenen Säuglingen. Die Ergebnisse wurden im Fachjournal „The Lancet“ veröffentlicht.

Das Risiko des plötzlichen Kindstodes können Eltern durch folgende Punkte bereits jetzt minimieren:

  • Keine Kissen und Decken
  • Ausreichend großer Kinderschlafsack
  • Schlafen im eigenen Kinderbett
  • Vor allem Raucher sollten in den ersten drei Monaten davon absehen ihr Kind im Elternbett mit schlafen zu lassen
  • Überwärmung vermeiden (Kein Schaffell!)

Übrigens: Ungefähr zwei Drittel der Fälle treten im Winter auf. Häufig haben die Kinder zuvor eine Erkältung durchgemacht.

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