Mikrozephalie

Fehlbildungen nicht durch Zika?

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Berlin -

Argentinische Ärzte vermuten, dass das Zika-Virus nicht für das Auftreten von Mikrozephalie bei Neugeborenen verantwortlich ist. Ihrer Ansicht nach könnte vielmehr das in Brasilien häufig eingesetzte Larvengift Pyriproxifen für die Missbildungen verantwortlich sein.

Brasilien ist das vom Zika-Virus am meisten betroffene Land: Mehr als 1,5 Millionen Menschen sollen sich nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO infiziert haben. Bei mehr als 4000 Babys besteht der Verdacht auf Mikrozephalie, seit Ausbruch der Epidemie gibt es 462 bestätigte Fälle der Fehlbildungen. Allerdings wurde bislang nur bei 17 Babys das Zika-Virus tatsächlich nachgewiesen.

Die argentinische Ärzteorganisation Reduas meldet daher Zweifel an der Theorie an, dass das Virus für die Missbildungen verantwortlich ist. Aus anderen Ländern, wie dem Nachbarland Kolumbien, seien schließlich trotz einer großen Anzahl von Zika-Infektionen keine Fälle von Mikrozephalie gemeldet worden, so die Organisation.

Die Ärzte vermuten einen ganz anderen Auslöser: das Larvengift Pyriproxifen. Dies würde auch erklären, warum die Fälle überwiegend im Norden Brasiliens auftauchen, so Reduas. Das Insektizid wird vor allem in den armen Gebieten im nördlichen Teil des Landes ins Trinkwasser gegeben. Dort herrscht Wasserknappheit – das verfügbare Trinkwasser wird in großen Behältern gesammelt. Diese wiederum sind eine bevorzugte Brutstätte für Mücklenlarven.

Bis 2014 hatte man versucht, dem Problem durch eine Beimischung des Insektizides Temephos beizukommen. Als Resistenzen gegen das Mückengift auftauchten, stieg man auf Pyriproxifen um. Es gilt als unschädlich für Menschen und wird von der WHO zur Mückenbekämpfung empfohlen. Allerdings wird es in der Regel nur in sehr niedrigen Konzentrationen verwendet und nur in Brasilien bislang dem Trinkwasser beigemischt.

Pyriproxifen wird von dem japanischen Hersteller Sumitomo Chemical unter dem Namen Sumilarv vertrieben. Empfohlen wird eine Dosierung von 0,01 mg pro Liter Wasser. Nach Angaben des Herstellers ist die Anwendung in dieser Dosierung sicher. Die Reduas vermutet eine Beimischung von zu hohen Dosen.

Eine wissenschaftliche Erklärung, dass Pyriproxifen die Ursache für die Missbildungen sein könnte, liefern die Ärzte bislang nicht. In brasiliansichen Medien bezieht das Gesundheitsministerium inzwischen Stellung zu den Vorwürfen: Das Pyridin-Derivat sei unter den Produkten, die durch die Nationale Gesundheitsbehörde streng überprüft worden seien. Dennoch wurde im südlichsten Staat Brasiliens, Rio Grande do Sul, der Einsatz des Insektizids bereits verboten.

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