Infektionsforschung

Zika: Beleg für Mikrozephalie

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Berlin -

Das Zika-Virus kann Gehirnzellen ungeborener Kinder verändern. Das haben Forscher der Florida State University in einer Laborstudie belegen können. Erstmals konnte gezeigt werden, wie das Virus die gefürchtete Mikrozephalie bei Kindern im Mutterleib verursacht. Die Wissenschaftler identifizierten die Zellen, über die das Virus den größten Schaden im Gehirn des Fötus anrichtet.

Die Forscher hatten Föten und Babys mit Mikrozephalie untersucht und dabei ungewöhnlich aussehende Strukturen in der Hirnrinde gefunden. In In-vitro-Experimenten untersuchten die Wissenschaftler daraufhin neurale Progenitorzellen, die entscheidend für die Entwicklung des Kortex sind, und setzten diese Zellen dem Zika-Virus aus.

Innerhalb von nur drei Tagen gingen die Progenitorzellen dazu über, das virale Erbgut in großen Mengen zu replizieren. Anschließend starben sie ab – deutlich schneller als normal. 90 Prozent der Zellen waren innerhalb von drei Tagen befallen, etwa zwei Drittel abgestorben. Andere menschliche Zellen hingegen wurden vom Zika-Virus so gut wie nicht behelligt.

Besorgniserregend sei, dass die Zellen offenbar keinen Abwehrmechanismus aktivierten, so die Wissenschaftler. „Die Gene, die zur Bekämpfung von Viren nötig sind, wurden nicht angeschaltet. Das ist sehr ungewöhnlich", so Studienautor Dr. Hengli Tang. Stattdessen gingen viele der für die Hirnentwicklung wichtigen Zellen ohne Gegenwehr durch Immunreaktionen zugrunde oder sie konnten sich nicht mehr teilen.

Einen direkten kausalen Zusammenhang können die Forscher mit den Ergebnissen noch nicht zeigen: Noch ist nicht klar, wie das Virus ins Gehirn gelangt, um die Progenitorzellen zu infizieren. Ob die Vorgänge aus dem Labortests sich ohne weiteres auf den Menschen übertragen lassen, ist ebenfalls noch nicht sicher. „Diese Studie ist erst der Anfang und viele weitere Studien sind nötig, um die Verbindung zwischen Zika und Mikrozephalie zu verstehen", erklärt Amelia Pinto, Professorin für Molekularbiologie und Immunologie an der Saint Louis University. Ein echter Beweis könne erst in Tierstudien oder klinischen Untersuchungen am Menschen erfolgen.

Derzeit versuchen die Forscher, aus den Stammzellen kleine Organe zu züchten, die anschließend mit dem Virus infiziert werden. Auf diese Weise sollen die realen Voraussetzungen möglichst genau imitiert werden. Außerdem soll so über einen längeren Zeitpunkt beobachtet erden, wie sich das Virus auf die Entwicklung des Gehirns auswirkt.

Wissenschaftler sehen in den Studienergebnissen einen Durchbruch. Auch die Weltgesundheitsorganisation WHO erklärte, die Untersuchung sei der bislang stärkste Beweis für einen kausalen Zusammenhang zwischen Virus und Erkrankung. Die WHO benötige aber noch mehr solcher Studien aus anderen betroffenen Gebieten, um eine abschließende Beurteilung abgeben zu können.

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