Lieferengpass bei Immunglobulin

Cutaquig: Produktion wird wieder hochgefahren

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Berlin -

Der Lieferstopp von Cutaquig ist beendet, die Produktion des lebenswichtigen Immunglobulins läuft wieder an. Hersteller Octapharma weist jedoch auf Verzögerungen aufgrund der Logistik hin.

Die Dramatik der Situation und die Folgen für die Versorgung von mehr als 20.000 der Patient:innen, die auf die lebenswichtigen Immunglobuline angewiesen sind, zeichnete sich bereits im Frühjahr ab. Schon im Juni teilte der Hersteller einen vorläufigen Lieferstopp für das Präparat mit. Hintergrund war, dass der GKV-Spitzenverband zwei Jahre nach der Markteinführung von Cutaquig rückwirkende Rabatte einforderte. Die Kassen hätten sich dabei am Preis eines Vorgängerprodukts orientiert, welches aber bereits außer Handel sei.

Produktion scheitert wegen Preisverhandlungen

Gestiegene Rohstoffpreise und teurere Herstellungsverfahren fanden dabei keine Beachtung – die Produktion wurde im August ganz eingestellt. Nun teilte das Unternehmen jedoch mit, das es doch weitergehe: Der GKV-Spitzenverband habe mitgeteilt, dass das Korrekturverfahren zum erweiterten Preismoratorium auf Bitte des Bundesgesundheitsministeriums (BMG) bis auf Weiteres ausgesetzt worden sei. Das BMG prüfe derzeit eine zeitnahe Möglichkeit einer Anpassung der bestehenden Regelung, um die Versorgung der Patient:innen sicherzustellen.

Warnsignale im Kindesalter

Immunglobuline kommen zum Einsatz, wenn der menschliche Körper nicht in der Lage ist, ausreichende Mengen an Abwehrstoffen gegen Krankheitserreger zu bilden. Die substituierten Antikörper können bei angeborenen und erworbenen Immundefekten in Form einer hochkonzentrierten Lösung subkutan verabreicht werden. Ein Antikörpermangel wird durch Defekte bei der Regulation der B-Zellen hervorgerufen. Zu wenig Immunglobulin G beispielsweise führt zu einer hohen Infektanfälligkeit, insbesondere der Atemwege. Betroffene sind ständig krank und erholen sich nur langsam. Im Kindesalter gibt es Warnsignale, auf die geachtet werden sollte:

  • mehr als zwei Lungenentzündungen pro Jahr
  • mehr als zwei schwere Nasennebenhöhlenent­zündungen pro Jahr
  • mehr als acht eitrige Mittelohrentzündungen pro Jahr
  • Impfkomplikationen bei Lebendimpfungen
  • Pilzbefall der Mundschleimhäute oder anderer Hautpartien nach dem 1. Lebensjahr
  • wiederkehrende Infektionen mit normalerweise harmlosen Erregern
  • wiederkehrende tiefe Haut- oder Organabszesse
  • Antibiotikatherapie mehr als zwei Monate ohne Effekt
  • angeborene Immundefekte bei anderen Familienmitgliedern
  • unklare chronische Rötungen bei Säuglingen an Händen und Füßen (Graft-versus-Host-Reaktion)
  • Wachstums- und Gedeihstörungen im Säuglingsalter mit und ohne chronische Durchfälle

Eine schnelle Diagnose und Behandlung können Folgeschäden verhindern. Im Normalfall kann die Erkrankung gut therapiert und die Lebensqualität verbessert werden. Deswegen ist es essenziell, dass lebenswichtige Medikamente wie Immunglobuline lieferbar sind.

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