Antibiotika

Studie: Clindamycin erhöht Fehlbildungsrisiko

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Berlin -

Clindamycin wird in der Schwangerschaft als Reserveantibiotikum angewendet und gilt als nicht teratogen. Kanadische Wissenschaftler haben jedoch in einer Studie herausgefunden, dass eine Anwendung im ersten Trimenon das Risiko einer Fehlbildung erhöht. Die Ergebnisse wurden im „British Journal of Clinical Pharmacology“ veröffentlicht.

Ziel der Studie war es, den Zusammenhang zwischen der Einnahme von Antibiotika im ersten Trimenon und dem Risiko schwerer kongenitaler Anomalien zu quantifizieren. Dazu wurden die Daten der „Quebec Pregnancy Cohort“ für den Zeitraum von 1998 bis 2008 ausgewertet. In diesem Rahmen wurden Informationen zu etwa 140.000 lebendgeborenen Säuglingen und ihren Müttern analysiert.

Das Forscherteam um Dr. Anick Bérard hat für verschiedene Antibiotika bestimmt, wie groß die Wahrscheinlichkeit für Fehlbildungen ist. Für Clindamycin lag die adjustierte Odd-Ratio (aOR) für schwere Fehlbildungen bei 1,34. Das bedeutet, dass das Risiko für eine Fehlbildung in der Gruppe der exponierten Kinder um 34 Prozent größer war als in der Gruppe der nicht-exponierten Kinder. Es wurden 60 Fälle registriert, in denen exponierte Kinder eine solche Fehlbildung entwickelt hatten. Es gab weitere 29 Fälle mit Fehlbildungen des muskoskelletalen (aOR = 1,67) sowie 13 Fälle mit einem ventrikulären/atrialen Septumdefekt (aOR = 1,81).

In neun Fällen wurde Doxycyclin mit einer erhöhten Rate von Fehlbildungen im Kreislaufsystem in Verbindung gebracht. Die Wissenschaftler beobachteten außerdem acht Fälle, in denen kardiale Anomalien auftraten, sowie acht Fälle von Septumdefekten. Für Chinolone, Moxifloxacin, Ofloxacin, Makrolid, Erythromycin und Phenoxymethylpenicillin wurde jeweils nur ein Fall einer Fehlbildung registriert. Amoxicillin, Nitrofurantoin oder Cephalosporine korrelieren der Untersuchung zufolge nicht mit einem erhöhten Risiko.

Obwohl das absolute Risiko für Geburtsfehler klein sei, sollten Ärzte dennoch andere Antibiotika für Schwangere verschreiben. „Infektionen während der Schwangerschaft kommen häufig vor und sollten auch behandelt werden“, sagt Bérard. „Unsere Studie zeigt sichere Therapieoptionen auf, zumindest im ersten Trimenon der Schwangerschaft.“

Im vergangenen Jahr veröffentlichten die Forscher bereits eine Fall-Kontroll-Studie, die auf der Auswertung der Daten der „Quebec Pregnancy Cohort“ von 1998 bis 2009 beruhte. Der Fokus der Untersuchung lag auf dem Abortrisiko. Die Forscher analysierten insgesamt 95.722 Fälle; 12.446 Frauen nahmen während der Schwangerschaft ein Antibiotikum ein. Der Großteil der Patientinnen wurde mit Penicillinen behandelt (6073), gefolgt von Makroliden (1789), Chinolonen (689) und Tetracyclinen (315).

Die Frauen, deren Medikation der letzten zwölf Monate vor und während der Schwangerschaft betrachtet wurde, waren zwischen 15 und 45 Jahre alt. Einbezogen wurden Fehlgeburten bis zur 20. Schwangerschaftswoche. Insgesamt traten 8702 Aborte auf, davon 1428 unter einer Antibiose. Insgesamt fielen 87.020 Schwangerschaften ohne Fehlgeburt aus, davon nahmen 1068 werdende Mütter jedoch ein Antibiotikum ein. Die Forscher verglichen jeden frühzeitigen Abort mit zehn Kontrollen. Die Einnahme von Cephalosporinen und Penicillinen war mit keinem erhöhten Risiko für eine Fehlgeburt verbunden. Die Stoffklassen gelten als Mittel der Wahl bei einer bakteriellen Infektion in der Schwangerschaft – abhängig vom Keim.

Auch wenn die „Quebec Pregnancy Cohort“ einige Risikofaktoren mit einbezieht, wurden Störfaktoren wie Alkoholkonsum, Rauchen, Ernährung oder die Substitution von Folsäure, die das Risiko einer Fehlgeburt oder Fehlbildung erhöhen können, nicht berücksichtigt.

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