Ejaculatio praecox

Apotheken-Spray für längeren Sex

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Berlin -

Termine nach vorne zu verlegen, ist oft kein Akt. Doch beim Akt früher zu kommen, kann für Männer zu einem Problem werden. Während bei der erektilen Dysfunktion (ED) Wirkstoffe wie Sildenafil und Tadalafil eingesetzt werden können, sind die Therapieoptionen bei Ejaculatio praecox rar. Doch zum 1. März gibt es gute Nachrichten für Betroffene, denn der Hersteller Recordati bringt das Arzneimittel Fortacin auf den Markt. Lokal angewendet soll das Spray effektiv vorzeitigen Samenerguss verhindern.

Ejaculatio praecox betrifft Untersuchungen zufolge jeden fünften Mann. Betroffene klagen unter anderem über verminderte sexuelle Zufriedenheit, der Leidensdruck ist groß. Auch kann es zu Konflikten mit dem Partner kommen. Gegen die Sexualstörung ist zwar kein Kraut gewachsen, therapeutisch kann aber bald Fortacin angewendet werden.

Das Arzneimittel besteht aus der Kombination der Lokalanästhetika Lidocain (150 mg/ml) und Prilocain (50 mg/ml), die spannungsabhängige Natrium-Kanäle in den Zellmembranen der Nervenzelle blockieren. Das Spray wird in der Packungsgröße mit 5 ml erhältlich sein, die für mindestens zwölf Anwendungen reichen sollen. In jedem Sprühstoß sind 50 µl enthalten, die 7,5 mg Lidocain und 2,5 mg Prilocain enthalten. Die Lösung ist farblos bis hellgelb.

Als weiterer Bestandteil ist lediglich Norfluran, ein Treibgas, enthalten. Dem Hersteller zufolge hat dies mit dem Gemisch zu tun: „Beide Substanzen sind einzeln betrachtet Feststoffe, doch durch den Druck entsteht ein Eutektikum“, so Dr. Dankwart Rauscher, Head of Portfolio and Licensing Management bei Recordati. Damit kommt das Spray ohne Lösungsmittel aus, wie auch aus der Fachinformation ersichtlich wird. Da liegt auch der Vorteil des Präparats: Ein Brennen der entsprechenden Hautstellen kommt nicht infrage, da keine Alkohole enthalten sind. Auch ein Kältegefühl wird vermieden.

Das Arzneimittel ist nur zur Anwendung auf die Glans penis (Eichel) indiziert. Bei Männern, die nicht beschnitten sind, muss entsprechend die Vorhaut zurückgezogen werden. Vor Anwendung wird empfohlen, einen Sprühstoß in die Luft zu geben. Die empfohlene Dosierung beträgt drei Sprühstöße, pro Sprühstoß sollte ein Drittel der Glans penis bedeckt sein. Nach fünf Minuten kann der Betroffene überschüssiges Spray vor dem Geschlechtsverkehr abwischen und danach „loslegen“. Die Wirkung tritt innerhalb von fünf Minuten ein. „Fortacin ist einfach in der Anwendung und erfordert keine lange Vorlaufzeit“, sagt Rauscher. So könne der Patient spontan sexuell aktiv sein.

Die Wirksamkeit des Arzneimittels wurde in zwei multizentrischen, multinationalen, randomisierten und placebo-kontrollierten Studien nachgewiesen. Die Ergebnisse waren klinisch signifikant. Die Prüfungen haben gezeigt, dass Fortacin die intravaginale ejakulatorische Latenzzeit erhöht, die Kontrolle über die Ejakulation verbessert und den Leidensdruck bei den Patienten senkt. Zudem wurde auch nachgewiesen, dass die Wirksamkeit nach wiederholter Anwendung im Laufe der Zeit bestehen bleibt.

Fortacin ist mit dieser Indikation und Galenik ein Unikat, außerdem ist es rezeptpflichtig. Das ist dem zentralen Zulassungsverfahren geschuldet, denn normalerweise sind Lidocain und Prilocain zur Anwendung auf der Haut und Schleimhaut gemäß Arzneimittelverschreibungsverordnung (AMVV) von der Verschreibungspflicht befreit. Das Präparat ist den sogenannten Lifestyle-Arzneimitteln zuzuordnen. Eine Verordnung auf Kassenrezept ist daher ausgeschlossen, da nach § 34 Sozialgesetzbuch (SGB V) zufolge hier die Erhöhung der Lebensqualität im Vordergrund steht.

Bei Ejaculatio praecox ist weiterhin Priligy (Dap­oxetin, Janssen-Cilag) zugelassen. Der selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) wird wird bei Bedarf ein bis drei Stunden vor dem Geschlechtsverkehr eingenommen und braucht daher eine Vorlaufzeit.

Weiterhin können Kondome mit Benzocain – beispielsweise Durex Performa – zur Anwendung kommen. Diese sollen die Zeit bis zum Höhepunkt verlängern. Ein Spray mit 1,8 mg/g Lidocain gibt es unter dem Handelsnamen „Penismarathon“ von Milan Arzneimittel. Der Hersteller aus Bad Harzburg hat – neben weiteren Produkten rund um das Thema Sexualität – außerdem eine Creme mit Lidocain im Angebot, die sich „Orgasmus-Stopper“ nennt.

Zu den wichtigsten Rx-Produkten von Recordati gehören Ortoton (Methocarbamol), Claversal (Mesalazin), Lipotalon (Dexamethason), Urorec (Silodosin), Zanipress (Enalapril, Lercanidipin), Recosyn (Natrium-Hyaluronat) sowie Lopresor (Metoprolol). Im OTC-Bereich ist die Deutschlandtochter des gleichnamigen italienischen Herstellers mit Rhinopront, Betadorm, JHP-Rödler, Collomack, Tirgon und Xitix vertreten.

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