Duftstoffe, Paraffine & Co.

Öko-Test: Lippenpflegestifte besser ohne Mineralöl

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Berlin -

Das Verbrauchermagazin Öko-Test hat Lippenpflegestifte unter die Lupe genommen. Auf der roten Liste der Inhaltsstoffe standen unter anderem Erdölabkömmlinge und synthetische Polymere. Auch bestimmte Duftstoffe führten zu einer Abwertung im Test. Wer auf Nummer sicher gehen möchte, der kann auch selbst zu Fantaschale und Pistill greifen und eine DIY-Lippenpflege herstellen.

Insbesondere im Winter ist die Haut auf ein Extra an Pflege angewiesen. Besonderes schnell trocknen die Lippen aus. Das Gewebe verfügt über nur wenige freie Talgdrüsen, somit kann gerade bei kalten Temperaturen nur begrenzt Talg nachproduziert werden. Um die Lippen vor dem Einreißen zu schützen, greifen viele zu einem Lippenpflegestift. Öko-Test hat insgesamt 20 Produkte getestet. Neun von ihnen sind als Naturkosmetik zertifiziert. Die Preisspanne reichte von knapp 50 Cent bis 8 Euro.

Apothekenmarken ganz vorne mit dabei

Die Lippenpflegestifte von Dr. Hauschka und Weleda sind ganz vorne im Test mit dabei. Beide Produkte erhalten das Urteil „sehr gut“. Der Hauschka-Pflegestift „Lippengold“ gehört mit acht Euro zu den teuersten Produkten im Test. Weitaus preiswerter ist der Everon-Lippenpflegestift von Weleda, er kostet 4,45 Euro für die fast gleiche Menge. Beide Stifte enthalten Duftsstoffe mit potentiellem Allergierisiko. Für ganz empfindliche Haut empfiehlt das Verbrauchermagazin, auf Duftsstoffe komplett zu verzichten.

Komplett ohne Duftstoffe kommen drei Produkte im Test aus. Der Blistex Classic Daily Care Stift, der O‘Keeffe‘s Lip Repair unparfürmierte Lippenbalsam und die Bebe Classic Lippenpflege. Im Gesamturteil schneiden sie aber eher schlecht ab. Für Bebe gibt es nur ein „ungenügend“. Neben Paraffinen wurden MOAH-Verbindungen gefunden. Hierbei handelt es sich um aromatische Kohlenwasserstoffverbindungen aus Mineralöl. Die gesundheitlichen Folgen sind aktuell nicht abschließend geklärt. Sie stehen im Verdacht krebserregend zu sein. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) äußerte sich 2018 wie folgt: „Nach aktuellem wissenschaftlichem Kenntnisstand sind aus Sicht des BfR gesundheitliche Risiken für Verbraucherinnen und Verbraucher bei Anwendung kosmetischer Mittel auf der Haut nicht zu erwarten.“

Auch für Johnson & Johnson gab es nur ein „ungenügend“. Der Neutrogena-Lippenpflegestift enthält neben Paraffinen und MOAH-Verbindungen auch Ethylhexylmethoxycinnamat und BHT. Bei Ethylhexylmethoxycinnamat handelt es sich laut Öko-Test um einen Duftsstoff mit besonders hohem Allergierisiko, dies gehe aus Studien und Daten des Informationsverbundes Dermatologischer Kliniken (IVDK) hervor. Die ebenfalls deklarationspflichtigen Duftstoffe Citral, Geraniol, Citronellol und Farnesol lösen vergleichsweise seltener Allergien aus.

Im Zweifel DIY

Wer zu sehr empfindlicher Haut neigt oder unter keinen Umständen Erdöl auf den Lippen haben möchte, der fährt laut Öko-Test auch mit einer selbsthergestellten Lippenpflege sehr gut. Das Verbrauchermagazin gibt einen möglichen Rezepturvorschlag. Auch zahlreiche Apotheken verfügen über eigene Rezepturen. Abgefüllt in kleine 10 Gramm Schraubdeckelkruken werden die apothekeneigenen Kreationen dann verkauft. Häufiger Bestandteil sind Kakao- oder Sheabutter, mehrfach ungesättigte pflanzliche Öle und Bienenwachs. Ergänzt werden kann mit ätherischen Ölen.

Laut Öko-Test ist das „Suchtmittel Labello“ ein Mythos. Um dennoch nicht in einen Teufelskreis zu gelangen, sollten Menschen, die zu trockenen Lippen neigen, einige Punkte beachten. Wer sich ständig mit der Zunge über die Lippen leckt, befeuchtet das Lippenrot nur kurzzeitig. Langfristig trocknet die Haut stärker aus. Trockene Heizungsluft und sehr kalte Außentemperaturen reizen die Lippen zusätzlich. Für den Aufenthalt im Freien gibt es spezielle Pflegestifte. Für die nächtliche Anwendung empfiehlt es sich, eine sehr reichhaltige Lippencreme in ausreichender Menge aufzutragen. Nicht selten sind die Lippen auch aufgrund einer zu geringen Flüssigkeitzufuhr zu trocken. Hier sollte die Trinkmenge für einige Tage erhöht werden. Nicht zuletzt kann hinter dauerhaft eingerissenen Mundwinkeln auch ein Eisen- oder Vitamin-B12-Mangel stecken.

 

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