Filialapotheke schließt

„Man muss finanziell flexibel sein“

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Berlin -

Zum 23. Dezember gibt Inhaberin Sabine Neder ihre Stein-Apotheke im bayerischen Schweinfurt auf. Die Filialapotheke war zuletzt eine zunehmende Belastung geworden – sowohl körperlich als auch finanziell.

Als Neder die Stein-Apotheke 2018 als Filiale übernahm, investierte sie und ließ unter anderem einen Kommissionierautomaten einbauen. Die Apotheke lief gut, so die Inhaberin. Dann kam mit der AvP-Pleite 2020 der erste Schock. Als sie sich nach diesen finanziellen Einbußen wieder gefangen hatte, kam dann Anfang 2022 die Tariferhöhung für die Apothekenmitarbeiter:innen und fraß Überschuss und Reserven auf, sodass lediglich ein Null-Geschäft übrig blieb, erzählt Neder weiter.

„Ich hätte die Apotheke trotzdem weiterlaufen lassen“, sagt sie, aber seit August sei eine Mitarbeiterin ausgefallen und sie könne die Arbeitslast nicht weiter auffangen. Mit der Inflation und der Aussicht auf die Umsetzung des GKV-Finanzstabilisierungsgesetzes sei die Entscheidung dann endgültig gefallen: Sie wird sich in Zukunft auf die Hauptapotheke konzentrieren. In der Deutschhof-Apotheke arbeitet Neder seit fast 22 Jahren. 2001 war sie als Angestellte in den Betrieb gekommen, 2014 übernahm sie die Apotheke in der eher ländlichen Gegend etwas außerhalb Schweinfurts.

Lieferfähig bleiben

Schon zum 23. Dezember wird die Stein-Apotheke geschlossen sein, damit in der letzten Woche des Jahres noch genügend Zeit bleibt, die übrigen Waren an die Hauptapotheke abzuverkaufen und neu einzulagern. Bisher habe sie das Warenlager kaum reduzieren können. „Man muss ja lieferfähig bleiben“, sagt sie. Auch für einen Samstagsnotdienst Mitte November war das noch notwendig. Finanziell flexibel müsse man aktuell auch sein, besonders was die Bevorratung angeht. „Wenn ich denke, dass ich ein Arzneimittel vielleicht in einem Monat gebrauchen könnte, dann bestelle ich das lieber jetzt schon, wer weiß wie es dann aussieht“, schildert sie die Situation.

„Ärzte dürfen ja auch einfach schließen“, so Neder. Deshalb erwarte sie zwischen den Jahren sowieso nicht viel Kundenverkehr. Außerdem sei so endlich Zeit, auch mal ein bisschen nichts zu tun und ihre Familie zu sehen. Seit ihre Mitarbeiterin ausgefallen ist, habe sie zwischen 45 und 80 Stunden Wochenstunden gearbeitet.

Den Mietvertrag für die Stein-Apotheke hatte sie über zehn Jahre abgeschlossen, sodass dieser jetzt noch fünf Jahre weiterläuft – ihr Anwalt mache ihr keine Hoffnungen, so die Inhaberin. Außer der Vermieter sei kulant.

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