Krebsvorsorge

Prostatakrebs: Regelmäßig zum Check

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Düsseldorf/Hamburg -

Viele merken zunächst nichts. Erst wenn der Harnstrahl schwächer wird oder der Urin rot ist, schöpft der Betroffene Verdacht. Beides kann Folge einer vergrößerte Prostata sein, eine ganz normale Alterserscheinung. Die Diagnose kann aber auch Prostatakrebs lauten – das ist die häufigste Krebserkrankung beim Mann.

Wie ein Prostatakarzinom entsteht und was es begünstigt, wissen Ärzte noch nicht genau. Es gibt aber Hinweise darauf, dass jemand eher an Prostatakrebs erkrankt, wenn das auch schon beim Vater oder beim Onkel der Fall war. Darauf weist Professor Dr. Christian Wülfing von der Deutschen Gesellschaft für Urologie (DGU) hin. Er ist Chefarzt der Abteilung für Urologie an der Asklepios Klinik Altona in Hamburg. Ab dem 45. Lebensjahr sollten Männer ihre Prostata regelmäßig untersuchen lassen. Dabei tastet der Arzt das Organ ab und untersucht es mittels Ultraschall. Diese Vorsorge übernimmt einmal im Jahr die gesetzliche Krankenkasse.

Laut Robert-Koch-Institut (RKI) erkranken jährlich weit über 60.000 Männer, 2016 dürften es nach Schätzungen des Instituts 66.900 gewesen sein. Warum die Zahl steigt, ist noch nicht ganz klar. Experten vermuten, dass es mit einer besseren Vorsorge zusammenhängt. Immer mehr Männer unterziehen sich einem sogenannten PSA-Test, dadurch werden mehr Karzinome entdeckt.

Immer mehr Ärzte bieten ihren Patienten den PSA-Test an. Der Grund: Karzinome im gut behandelbaren Frühstadium lassen sich selten ertasten. Daher kann der PSA-Test eine wichtige Ergänzung zur Tastuntersuchung sein. Für den Test wird Blut im Labor untersucht, erklärt ABDA-Sprecherin Ursula Sellerberg. Die Abkürzung PSA steht für „prostata-spezifisches Antigen“ – ein Eiweiß, das in der Vorsteherdrüse gebildet wird. Eigentlich soll es die Samenflüssigkeit verdünnen, um die Beweglichkeit der Spermien zu erhöhen. „Ist der PSA-Wert im Blut erhöht, kann dies ein Hinweis auf Prostatakrebs sein“, sagt Sellerberg. Dahinter könnte aber genauso gut eine Entzündung des Harnwegs stecken – auch sie sorgt für ein Ansteigen des PSA-Wertes.

Als erhöht gilt ein PSA-Wert über drei Nanogramm pro Milliliter. „Zu einem erhöhten PSA-Wert kann es aber auch aus banalen Gründen kommen“, sagt Professor Dr. Peter Albers, Direktor der Klinik für Urologie am Universitätsklinikum Düsseldorf und Präsident der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG). So kann etwa Fahrradfahren oder ein Samenerguss unmittelbar vor dem Test dazu führen, dass der Druck auf die Prostata geringfügig ansteigt. „Ein erhöhter PSA-Wert ist also nicht gleich ein Grund zur Panik.“

Andererseits kann sich ein Mann, bei dem ein PSA-Test unauffällige Werte zeigt, auch nicht in Sicherheit wiegen. Sellerberg verweist auf eine europäische Studie, wonach der PSA-Test gelegentlich Tumore übersieht. In der Studie stellte sich immerhin bei 29 von 1000 untersuchten Männern erst später heraus, dass sie ein Prostatakarzinom hatten – obwohl der Test ursprünglich negativ war.

„Die Studie zeigte aber auch, dass durch PSA-Tests bei Männern im Alter von 55 bis 69 Jahren die Wahrscheinlichkeit, an einem Prostatakarzinom zu versterben, signifikant sinkt“, fügt Wülfing hinzu. Einerseits ist der Test also nicht immer zuverlässig, andererseits werden Karzinome durch den Test früher erkannt. Derzeit wird nach Verbesserungen bei der Untersuchung und auch nach Alternativen für den PSA-Test geforscht. Bisher ist aber noch kein neues Verfahren praxistauglich.

Weil der PSA-Test umstritten ist, kommen die Krankenkassen für die Kosten in Höhe von im Schnitt 25 Euro nicht auf – der Patient muss das Geld aus eigener Tasche zahlen. Ist bei einem Mann der PSA-Wert bei einer Messung erhöht, ohne dass es dafür offensichtliche Gründe gibt, erfolgt in aller Regel eine zweite Messung. Zeigt der Test auch dann erhöhte Werte, wird für eine sichere Krebsdiagnose eine Gewebeentnahme aus der Prostata veranlasst. Bestätigt sich der Verdacht, dann folgen weitere Untersuchungen, um auszuloten, wie groß der Tumor ist und ob es bereits Metastasen gibt.

„Nicht immer ist bei Prostatakrebs eine Behandlung notwendig“, sagt Albers. Vor allem bei älteren Patienten mit kleineren bösartigen Tumoren warten die Ärzte häufig erst einmal ab, ob die Karzinome überhaupt wachsen und sich ausbreiten. Der Patient muss sich in dieser Zeit allerdings regelmäßig untersuchen lassen.

„Operationen und Strahlentherapie können als Nebenwirkungen Impotenz oder Inkontinenz nach sich ziehen“, erklärt Wülfing. Deshalb müssen Arzt und Patient das Pro und Contra der Therapie abwägen. „Ist der Prostatakrebs aber schon in einem fortgeschrittenen Stadium, dann führt an einer Operation, bei der die Vorsteherdrüse entfernt wird, oft kein Weg vorbei.“

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