Arzneimittelmüll

Wanka: Pillen richtig entsorgen

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Berlin -

Knapp die Hälfte der Menschen in Deutschland entsorgt alte Medikamente über das Waschbecken oder die Toilette. Das teilte das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) zum Abschluss einer Fördermaßnahme über Schadstoffe und Krankheitserreger im Wasserkreislauf mit. Deshalb wurde die Internetplattform www.arzneimittelentsorgung.de entwickelt, die am Dienstag online gegangen ist.

Der Entsorgungsweg über den Abfluss gilt als eine der Ursachen dafür, dass im Abwasser Spuren von Arzneien und anderen Wirkstoffen gefunden werden. Für die Stoffe sind heutige Kläranlagen nicht ausgerichtet. Ziel sei es, die Wasserbelastung durch Rückstände von Medikamenten und Kosmetika oder auch Krankheitserreger zu verringern oder sogar zu vermeiden. Das BMBF förderte bundesweit zwölf Projekte mit insgesamt 31 Millionen Euro.

Eines der geförderten Projekte hatte festgestellt, dass 47 Prozent aller Bundesbürger Altmedikamente über das Waschbecken oder die Toilette entsorgen. Deshalb wurde die Internetplattform entwickelt. Das Angebot informiert Verbraucher darüber, wo sie Arzneimittel abgeben können.

Bei diesem und anderen Projekten haben Forscher direkt mit Anwendern aus der Praxis zusammengearbeitet. Dabei ist zum Beispiel ein Bildungsportal für den Schulunterricht entstanden. Um schädliche Stoffe gar nicht erst in das Grundwasser und Oberflächengewässer gelangen zu lassen, haben mehrere Verbundprojekte ein Informationssystem aufgebaut, das anhand der urbanen und landwirtschaftlichen Nutzung analysiert, auf welche Stoffe in der jeweiligen Region besonders zu achten ist.

Neben der Prävention liegt ein Projektschwerpunkt in der Nachsorge. So haben verschiedene Projekte untersucht, wie bereits ins Wasser gelangte Spurenstoffe durch zusätzliche Reinigungsschritte in Kläranlagen entfernt werden können. Vielversprechende Verfahren wie die Behandlung mit Aktivkohle oder Ozon wurden für verschiedene Einsatzszenarien optimiert.

Forschern aus dem Projekt Sauber+ gelang es, Verfahren zu entwickeln, die Abwässer aus Pflegeheimen und Krankenhäusern direkt vor Ort behandeln und Arzneimittel-Reststoffe entfernen. Neben den technischen Verfahren haben sie auch Materialien für die Schulung des Personals entwickelt.

Das Verbundprojekt ANTI-Resist, das ein Messsystem für Antibiotika im Abwasser der Stadt Dresden entwickelt hat, erarbeitete darüber hinaus ein Fortbildungsprogramm für Ärzte, das zum sparsamen Einsatz von Antibiotika anregen soll. „Die entwickelten Lösungen sind sehr praxisnah“, sagte Bundesforschungsministerin Johanna Wanka.

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