Infektionskrankheiten

Mehr Tuberkulosefälle im Gesundheitswesen

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Hamburg -

Die Tuberkulose kommt in Deutschland zwar deutlich seltener vor als in vielen anderen Gegenden der Welt. Aber auch hierzulande ist das Infektionsrisiko nicht gebannt. So verzeichnet die Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) steigende Infektionszahlen bei den Beschäftigten im Gesundheitswesen. Das teilte die BGW anlässlich des Welt-Tuberkulose-Tages am 24. März mit.

In die Statistik der Berufsgenossenschaft fließen aktive Tuberkulosen und latente Infektionen ein. Wenn die Krankheit ausbricht, wird ihre Behandlung teilweise durch Resistenzen gegen die geläufigen Tbc-Medikamente erschwert.

2013 wurden der BGW insgesamt 543 Tuberkulose-Infektionen im Gesundheitswesen gemeldet – 2009 waren es 311 gewesen. In 160 Fällen ging es im vergangenen Jahr um eine aktive Tuberkulose, die übrigen 383 Meldungen betrafen latente Infektionen. Insgesamt gab es laut Robert Koch-Institut 2012 in Deutschland 4220 neue Tuberkulosefälle, 146 Menschen starben.

„Zum Teil hängt die Zunahme der festgestellten Infektionen im Gesundheitswesen vermutlich mit verbesserten Diagnosemöglichkeiten zusammen“, sagt Prof. Dr. Albert Nienhaus, Tuberkulose-Experte der BGW. „Aber unabhängig davon zeigen die aktuellen Zahlen, dass die Tbc-Prävention ein wichtiges Thema für den Arbeits- und Gesundheitsschutz im Gesundheitswesen ist.“ Große Dienste könne dabei ein wirksamer Impfstoff leisten. „Den gibt es aber bislang nicht“, berichtet Nienhaus. Hier sei dringend weitere internationale Forschung erforderlich.

Da die Tuberkulose lange Zeit so gut wie besiegt schien, hinkt die Medikamentenforschung hinterher. „Unsere Mittel sind uralt, weil wir gedacht haben: Die Tuberkulose haben wir bis 2015 halbiert, und 2050 haben wir keine mehr“, sagt Sabine Rüsch-Gerdes, Leiterin des Nationalen Referenzzentrums für Mykobakterien am Forschungszentrum Borstel in Schleswig-Holstein. „Also hat natürlich keine Firma die Notwendigkeit gesehen, an neuen Medikamenten zu forschen.“

Das hat sich geändert. Erstmals seit Jahrzehnten kommen jetzt neue Medikamente auf den Markt oder stehen vor der Zulassung: Sirturo (Bedaquilin) von Johnson & Johnson und Deltyba (Delamanid) von dem japanischen Hersteller Otsuka. Ein Lichtblick, aber für Experten kein Anlass zur Entwarnung. Weil Tuberkulose immer mit mehreren Antibiotika behandelt werden müsse, seien zwei neue Arzneien nicht genug, so Rüsch-Gerdes. Das einzig wirksame Mittel sei ein neuer Impfstoff. „Das dauert noch ein paar Jahre.“

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